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Kultur: Die Lichter des Ostens

KUNST

Vor immerhin bereits 21 Jahren unternahm es zuletzt die Kölner Kunsthalle, eine Ausstellung unter dem anspruchsvoll lakonischen Titel „Kubismus“ zu zeigen. Wenn ihr jetzt das Sprengel Museum Hannover mit demselben Titel nacheifert, so doch mit einem bezeichnenden Unterschied: Das Wort „Kubismus“ erscheint in deutsch, französisch und – russisch. Das verspricht über die herkömmliche Picasso-Braque-Feier hinaus interessante Einblicke. In der Tat erweist sich die Kooperation zwischen dem Sprengel Museum und der Moskauer Tretjakow-Galerie – die beiden Häuser erbringen den Löwenanteil der 140 gezeigten Werke – als ideale Grundlage, um die „Ostwanderung“ des Kubismus zu dokumentieren (bis 3. August, Katalog 29 €). Der nämlich wurde von russischen Sammlern eher gefördert als in seinem Ursprungsland, und er traf in der brodelnden Kunstszene Russlands um 1914 auf aufnahmebereite Künstler, die ihn abwandelten und um Mischformen wie den „Kubofuturismus“ bereicherten. Mag sein, dass die französische Seite die stärker theoretische Durchdringung lieferte; man vergleiche Robert Delaunays „Fenster auf die Stadt“ von 1912 mit Robert Falks „Paris, Etude“ von 1911, von Aristarch Lentulows Farbteppich „Moskau“ (1913) ganz zu schweigen. Doch etwa im Stillleben erweisen sich Alexandra Exter oder Nadeshda Udalzowa als mindestens gleich stark. Es ist der schönste Effekt der Ausstellung, ohne Hierarchisierung ein weiteres Kapitel des staunend machenden gesamteuropäischen Austauschs um 1914 zwanglos vorzuführen.

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