Die Welt im Barbie-Fieber: Wir sind Zeugen eines großen Eskapismus
Ab Donnerstag läuft „Barbie“ in den deutschen Kinos an, begleitet von einer aufwendigen Marketing-Kampagne. Sie bewirbt nicht nur einen Film, sondern vielmehr einen Lebenswandel.
Am vergangenen Samstag hatte der Film „Barbie“ seine Deutschlandpremiere – ohne die beiden Hauptdarsteller. Margot Robbie und Ryan Gosling mussten wegen des Schauspielerstreiks in Hollywood im letzten Moment ihre Teilnahme absagen. Die Gäste feierten dennoch – gekleidet in Pink und Rosa im Theater am Potsdamer Platz, das für diesen Anlass in eine pinke Traumwelt verwandelt worden war.
Perfekte Barbie-Welt
Im Trailer des Films sehen wir Bilder einer „perfekten“ Barbie-Welt: das pinke Barbie-Haus, den Blick vom Dach des Hauses auf die Barbie-Welt im rosa Sonnenuntergang; Ken und Barbie mit Wasserstoff-gebleichten, akkurat gelegten Haaren; die Frauen mit Barbie-Kleidern und rosa Pantöffelchen; Ken im smarten „Beach-Look“.
Begleitet wird der Film von einer aufwendigen Marketing-Kampagne. Seit Monaten laufen die Social-Media-Kanäle heiß. Seinen Urlaub kann man dank Airbnb in diesem Sommer in einem Barbie-Haus verbringen, im Pool paddelt man dann auf einer Barbie-Gummimatratze.
Fashion-Experten und -expertinnen feiern in diesen Tagen in ihren Blogs und Artikeln die neue Barbie-Mode und philosophieren darüber, ob das smarte Outfit von Ken der ultimative Sommerlook für Männer wird.
Zielgruppe sind Erwachsene
Die spanische Modefirma Zara hat eine ganze Barbie-Kollektion mit Ken-inspirierten Boxershorts, Beauty-Produkten und Pop-up-Events im Angebot. Es gibt Barbie-Lippenstift, Barbie-Schuhe und neongelbe Barbie-Rollschuhe. Zielgruppe sind dabei nicht Kinder, sondern Erwachsene.
Die Kampagne ist so umfassend, dass auch Marketing-Experten sie nicht mehr nur als Vermarktung eines Films, sondern vielmehr eines Lebenswandels bewerten. In diesem ganzen Barbie-Wahn tröstet es nur wenig, dass sich der Barbie-Look seit der eigenen Kindheit„diversifiziert“ hat oder dass sich die Protagonistinnen in diesem Film wohl immerhin mit dem Phänomen eines flachen Damenschuhs, ja sogar mit der Birkenstock-Sandale auseinandersetzen.
Ob man den Hype besser versteht, wenn man den Film gesehen hat, bleibt offen. Eines ist schon jetzt klar: Wir sind in diesem Sommer Zeugen eines großen Eskapismus. Knapp zwei Stunden Flucht in die schöne „heile“ Barbie-Welt und danach bitte auch noch ein bisschen Barbie-Zuckerwatte im eigenen Leben. Paradies oder Dystopie – das dürfen wir nach Sichtung des Films dann alle selbst entscheiden
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