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Kultur: Diese Ausrede gilt nicht

Monika Grütters zum Staatsoperndebakel.

„Berlin ist dabei, seinen Vertrauenskredit zu verspielen“. Monika Grütters, die Vorsitzende des Kulturausschusses im Deutschen Bundestag, hat im Gespräch mit dem Tagesspiegel die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung scharf kritisiert. Einen Tag, nachdem bekannt geworden war, dass sich die Kosten für die Generalsanierung der Staatsoper Unter den Linden um 45,6 Millionen Euro auf insgesamt 287,9 Millionen Euro verteuern werden, sprach die CDU-Politikerin von einem „Missmanagement“ der Berliner Baubehörde. Über die zugesagten 200 Millionen Euro hinaus werde sich der Bund nicht engagieren, die Mehrkosten müsse Berlin alleine aufbringen.

„Dass es bei der Renovierung von historischen Gebäuden, also beim sogenannten Bauen im Bestand, jederzeit zu unangenehmen Überraschungen kommen kann, gestehe ich gerne zu“, erklärte Monika Grütters. Dennoch dürfe man diese Selbstverständlichkeit dann nicht als Entschuldigung für Zeitverzögerungen oder Kostensteigerungen heranziehen. „Besser wäre es, gleich seriös zu planen. Und zwar, indem man sowohl was den zeitlichen wie auch den finanziellen Rahmen betrifft, nicht übermäßig ambitionierte enge Pläne macht, sondern von realistischen Bedingungen ausgeht.“ Das hätte im Fall der Staatsoper bedeutet, „dass man von Anfang an eine längere Laufzeit der Bauarbeiten sowie höhere Geldmittel einplant“.

Für die aus Berlin in den Bundestag entsandten Abgeordneten sei es nie leicht gewesen, gegenüber den Parlamentariern aus den anderen Bundesländern zu verteidigen, warum die Hauptstadt eine Vorzugsstellung genieße. Mit jedem Bauprojekt aber, das Negativschlagzeilen mache, werde dies immer schwieriger. Grütters plädierte darum dafür, dass die Berliner Verwaltung heikle Großprojekte künftig nicht mehr alleine verantworten solle. Sowohl beim Bau der VW-Bibliothek der TU wie auch beim Neubau am Technikmuseum hätten private Firmen „geräuschlos und kostensparend“ die Gebäude errichtet, die dann von Berlin geleast wurden. Denkbar sei auch, der Bauverwaltung einen Partner aus der Wirtschaft an die Seite zu stellen.

Am späten Mittwochabend hatte sich der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit den Kostensteigerungen beim Staatsopernumbau beschäftigen wollen. Doch auf Wunsch der Regierungsfraktionen wurde das Thema von der Tagesordnung genommen. So werden sich die Abgeordneten erst 2013 mit der Kostenexplosion befassen. Frederik Hanssen

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