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Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

© dpa / dpa/Bernd von Jutrczenka

Documenta Fifteen: Claudia Roth fordert Stopp anti-israelischer Filme

Nach einem Experten-Gutachten fordert auch Kulturstaatsministerin Roth ein Ende der Vorführung des Programms „Tokyo Reels“ mit historischen Propagandafilmen. Das unterstützen auch die Gesellschafter.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth fordert die Absetzung eines als antisemitisch eingeschätzten Films auf der Documenta in Kassel. „Ich unterstütze die Aufforderung der Gesellschafter an die Documenta, dass die Film-Installation „Tokyo Reels“ des Kollektivs Subversive Film nicht mehr gezeigt werden sollte“, sagte die Grünen-Politikerin der dpa. Dies solle „zumindest bis zu einer angemessenen Kontextualisierung“ geschehen. Die Documenta forderte sie auf, „sich mit der Bewertung des Expertenrates intensiv und konstruktiv auseinander zu setzen“.

Zuvor sprachen sich bereits die Gesellschafter der Schau dafür aus, die propalästinensischen Propagandafilme nicht mehr zu zeigen. „Die Gesellschafter schließen sich dem Votum der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, wonach die „Tokyo Reels“ des Kollektivs Subversive Film nicht mehr gezeigt werden sollen, mindestens bis eine angemessene Kontextualisierung vorgenommen wurde“, teilten die Stadt Kassel und das Land Hessen am Dienstag gemeinsam mit.

Kontextualisierung der Filme ist notwendig, sagen die Gesellschafter

Die aktuelle Kommentierung der Filme sei dazu nicht geeignet, „da sie die teils antisemitischen und terroristische Gewalt verherrlichenden Propagandafilme gerade nicht historisch einordnet“. Zuvor hatte das von den Gesellschaftern eingesetzte Expertengremium zur Aufarbeitung der Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta empfohlen, die umstrittenen propalästinensischen Propagandafilme vorübergehend nicht mehr zu zeigen. Eine eventuelle Wiederaufnahme der Vorführungen der Filme sei nur denkbar, „wenn diese in einer Form kontextualisiert würden, die ihren Propagandacharakter verdeutlicht, ihre antisemitischen Elemente klar benennt und historische Fehldarstellungen korrigiert“.

Die künstlerische Leitung, das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa, sowie die documenta-Spitze hatten am Montag entsprechende Forderungen zurückgewiesen. „Die Geschäftsleitung der documenta und Ruangrupa haben die Einschätzung des Expert*innengremiums zur Kenntnis genommen.

Der Empfehlung einer vorübergehenden Entnahme der Arbeit „Tokyo Reels“ von Subversive Film aus der Ausstellung möchte Ruangrupa, denen als Künstlerische Leitung der Documenta Fifteen die alleinige Entscheidung darüber zusteht, nicht nachkommen“, hieß es in einer Stellungnahme der documenta für das Berliner Kunstmagazin „Monopol“.

„Die Kunstfreiheit ist ein sehr hohes und besonders schützenswertes Gut“, betonte Roth erneut. „Aber auch für die Kunstfreiheit gibt es eine klare Grenze und das ist die Menschenwürde, das ist Antisemitismus, wie auch Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit.“

Roth tauschte sich während des G20-Treffens der Kulturministerinnen und Kulturminister in Borobudur mit dem indonesischen Kulturminister Nadiem Anwar Makarim auch über die Documenta aus, die von der indonesischen Kunstgruppe Ruangrupa kuratiert wird.

„Die Debatten rund um die Documenta werden von indonesischer Seite sehr genau und mit Besorgnis verfolgt“, sagte Roth. Für Indonesien sei die Einladung von Ruangrupa ein wichtiges Zeichen gewesen. Nun gebe es die Sorge, „dass durch die Fehler und Missverständnisse auf der Documenta der Kulturaustausch zwischen unseren Ländern leiden könnte.“

Roth sprach von der Notwendigkeit eines Kulturaustauschs zwischen beiden Ländern, „um Einblicke zu erhalten, Erfahrungen zu sammeln und den vor der Documenta verpassten Dialog über die Grundwerte, die uns verbinden, und die verschiedenen Erzählungen und Geschichtsbilder unserer Länder nachzuholen“. (dpa)

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