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Kultur: Dürers Dudelsackpfeifer

Glänzende Ergebnisse bei Bassenge in Berlin

„Nemo non Querit ...“ ist ein Kupferstich nach Pieter Breughel d. Ä. betitelt: Jeder schaut auf seinen Vorteil. Nun geht es auf Kunstauktionen diskreter und gesitteter zu als unter Breughels raffgierigen Jedermännern. Doch den Vorteil schien Tilman Bassenge bereits zum Auftakt auf Seiten des Hauses zu wissen. Im gut besuchten Saal gab der Breughel-Stich die Richtung vor und wurde nach heftigem Gefecht von 4800 auf 11500 Euro gehoben. Zudem ermöglichten die Vorgebote vielfach einen Aufruf oberhalb des Schätzpreises. Zwei Kupferstiche Albrecht Dürers, die mit 2500 und 1500 Euro bewertet waren, gingen mit 4000 respektive 3000 Euro ins Rennen, um dann auf jeweils 9500 Euro zu klettern. Dürers „Dudelsackpfeifer“ stieg gar von 2000 auf 14000 Euro.

Spitzenreiter des Vormittags blieb Rembrandt, dessen Hundertguldenblatt den jüngsten Deutschlandrekord zwar nicht ganz erreichte, mit 46000 Euro die Erwartungen aber glatt verdoppelte. Preislich überflügelt wurde das Ergebnis von seinem Porträt des „Jan Cornelis Sylvius“, das einem New Yorker Privatsammler für 50000 Euro zugeschlagen wurde. Heftigster Ausreißer unter den zwölf Losen des Niederländers war „Das Liebespaar und der Tod“. Zunächst auf 3000 Euro veranschlagt, gewährte ein Frankfurter Händler schließlich 24000 Euro für die winzige Radierung.

Ebendieser Händler sorgte auch für eine von zwei Sensationen der an Höhenflügen nicht gerade armen Hauptauktion. Heiß umworben war Juste de Justes „Pyramide von fünf Männern“, die fünf Telefonbieter zügig von 6000 auf 20000 Euro gesteigert hatten, als der Frankfurter einstieg und die Konkurrenz bei einem Rekordpreis von 26000 Euro ausschaltete. Einen fulminanten Zuwachs erzielte ein venezianischer Anonymus des 16. Jahrhunderts. Die Autorenschaft – im Katalog noch vorsichtig dem Holzschneider Giuseppe Scolari zugeschrieben – scheint sich unter Kennern verdichtet zu haben, und so schnellte „Christus zwischen einem Schergen und einem Soldaten“ von 2500 auf 30000 Euro hoch.

So spannend wie die Alten Meister verliefen die anschließenden Auktionen zwar nicht, doch konnte Bassenge für das 20. Jahrhundert mit einem Gesamtvolumen von 800000 Euro ein Plus gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Mit einem Bruttoumsatz von 2,4 Millionen Euro gibt sich Tilman Bassenge dann auch hochzufrieden und konnte vor allem in der Altmeister-Grafik die Position des Hauses behaupten.

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