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Kultur: Dunkel glühende Dämonen Ausstellungen entdecken Bert Brechts Gefährten

Noch immer sind bei Bertolt Brecht Entdeckungen möglich. Viele Künstlerfreunde des Dichters sind zwar bekannt.

Noch immer sind bei Bertolt Brecht Entdeckungen möglich. Viele Künstlerfreunde des Dichters sind zwar bekannt. Hans Tombrock aber (1895-1966) gehört nicht zu den prominenten Persönlichkeiten, mit denen Brecht über Jahre intensiv gearbeitet hat. Gerade deshalb bietet die Ausstellung über die Künstlerfreundschaft zwischen Brecht und Tombrock im Nicolaihaus Überraschungen.

Tombrock kam aus der Arbeiterbewegung. Viele Jahre ist er als Obdachloser durch Deutschland und Europa vagabundiert. Aus Nazideutschland ausgebürgert trifft er 1939 im schwedischen Exil auf Brecht. Schnell wird der den Kommunisten nahe stehende Zeichner und Agitator Mitglied der „Bruderschaft der Vagabunden“ – und dem Dramatiker ein vertrauter Partner. Er zeichnet Blätter zum „Galilei“ und zur „Dreigroschenoper“, entwirft Plakate und Prospekte, hält das Antlitz des Dichters in Kohle- und Kreidezeichnungen fest. Gemeinsam mit Brecht will er Kunst „zum Volk“ bringen. Besonders überrascht ein Brecht-Porträt von 1939. Im dunkel glühenden Schwarz der Kohlezeichnung erscheint da der Kopf eines Dämonen und Heiligen: selten hat man den janusköpfigen Brecht so ehrlich und düster dargestellt.

Für die Ausstellung im Stadtmuseum ist das Fritz-Hülser-Institut der Stadt Dortmund verantwortlich, wo der Nachlass von Hans Tombrock bewahrt wird. Im großformatigen, von Rainer Noltenius herausgegebenen Katalog (17,90 €) ist nachzulesen, wie die beiden Künstler zu ästhetisch-politischen Positionen finden. Tombrock verzweifelte nach 1945 bald am realen Sozialismus und ging nach Stuttgart. Brecht widmete ihm die Zeilen: „Den Tigern entrann ich – / Die Wanzen nährte ich – / Aufgefressen wurde ich / Von den Mittelmäßigen“.

Auch dem ebenfalls eng mit dem Theater verbundenen Künstler Teo Otto (1904-1966) widmet die Stiftung Archiv der Akademie der Künste eine kleine Ausstellung. Zum 100. Geburtstag des Bühnenbildners zeigt sie im Studiofoyer erstmals Skizzen und Entwürfe. „Dokumente der Zauberei“ nannte Max Frisch die Theater-Entwürfe Ottos, etwa zum Salzburger „Faust II“ von 1963. In den leichten, anmutigen Skizzen oder dem farbintensiven Bildvorschlag offenbart sich die Magie des geheimnisvollen Geschehens. Die Kabinettausstellung kann nur wenige Beispiele aus dem 800 Ausstattungen umfassenden Werk zeigen. Aber auch in der Beschränkung entfaltet sie eine verführerische Kraft.

„Bertolt Brecht und Hans Tombrock – eine Künstlerfreundschaft im skandinavischen Exil“: Nicolaihaus, Brüderstraße 13, Die. – So., 10 – 18 Uhr. Bis 12.9.

„Teo Otto – Dokumente der Zauberei“: Studiofoyer der Akademie, Hanseatenweg 10 (Charlottenburg). Täglich 11 – 20 Uhr. Bis 15.8.

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