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In New York hat Ed Sheeran vor wenigen Tagen einen Plagiatsprozess gewonnen.

© IMAGO/ZUMA Wire/Edna Leshowitz

Ed Sheeran und sein sechstes Studioalbum : Bittersüße Balladen gegen die Traurigkeit

Der britische Popstar Ed Sheeran verarbeitet auf seinem Album „-“ die Krebserkrankung seiner Frau und den Tod eines Freundes. Aber wo ist sein Talent für Ohrwürmer geblieben?

Im Video zu seiner jüngsten Single „Boat“ kämpft Ed Sheeran mit den Elementen. Mit durchnässter Kleidung steht er in der Meeresbrandung, in Zeitlupe schlagen die Wellen über ihm zusammen und am Himmel kreisen Möwen, als wären es Aasgeier. Ein Verzweifelter, der sein S.O.S hinausschickt in die Welt.

Mit barmender Stimme, begleitet von sparsamen Akustikgitarrenakkorden singt er: „They say that all scars will heal, but I know / Maybe I won’t, but the waves won’t break my boat.“ Angeblich heilt die Zeit alle Wunden. Daran glaubt er nicht wirklich, aber er weiß: Niemals werden die Wellen sein Boot zerbrechen.

„Boat“ ist der Auftaktsong zu Sheerans gerade erschienenem Album „-“ (sprich: „Subtract“, Warner). Der britische Popstar hat schwere Zeiten hinter sich. Bei seiner Ehefrau Cherry war ein Tumor entdeckt worden, sein bester Freund, der DJ und Musikunternehmer Jamal Edwards, starb überraschend mit 31 Jahren an einem Herzinfarkt. Und zuletzt stand Sheeran wegen Plagiatsvorwürfen in New York vor Gericht. Seiner Frau geht es mittlerweile gut, und den Prozess hat er gewonnen.

Doch die Melancholie hängt schwer über Sheerans sechstem Studioalbum, immer wieder wird er in den 14 Stücken auf seine Trauer und die Ohnmacht angesichts der Endlichkeit allen Lebens zurückgeworfen. „I’ve been depressed since you left, try to the fill the hole with wine“, bilanziert er in der von Electrobeats angetriebenen Rockballade „End of Youth“.

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Stakkatohafter Sprechgesang, kitschige Streicher. Die Botschaft: Alkohol hilft nicht gegen Depressionen. Von einem Barbesuch handelt das federnde „Eyes Closed“. Weil er überall den toten Freund zu sehen glaubt, tanzt der Ich-Erzähler mit geschlossenen Augen. Ganz allein, in seinem Kopf die Frage: „It hit me so hard, oh, how can it be this heavy?“ 

Balladen ziemlich ähnelnder Bauart dominieren die Platte. Von Sheerans legendärem Ohrwurm-Talent ist wenig zu spüren. Das Zeug zum Hit hat am ehesten noch „Spark“, ein federleichtes Soulpopstück. Geschrieben hat Ed Sheeran, 32, die meisten neuen Songs zusammen mit Aaron Dessner von der schwermütigen US-Männerrockband The National.

Fest steht aber, dass mit „-“ Sheerans mathematische Phase enden wird. Sie hatte 2011 mit seinem Debütalbum „+“ („Plus“) begonnen, und war mit den Werken „ד („Multiply“, 2014), „÷“ („Divide“, 2017) und „=“ („Equals“, 2021) fortgeführt worden. Das mag anfangs originell gewesen sein, später wurde es nervig. Der Sänger will nicht länger berechenbar sein. Der Titel seines nächsten Albums soll eine Überraschung werden.

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