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Kultur: Ein Visum zum Leben

"Ich wäre eher mit Gott gegen die Menschen als mit den Menschen gegen Gott", sagte Aristide de Sousa Mendes, der portugiesische Generalkonsul in Bordeaux kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen.Portugal hatte es zwar untersagt, Visa an jüdische Flüchtlinge auszugeben, aber auf Bitten des belgischen Rabbiners Chaim Kruger stellte Sousa Mendes innerhalb von drei Tagen Tausende Visas aus.

"Ich wäre eher mit Gott gegen die Menschen als mit den Menschen gegen Gott", sagte Aristide de Sousa Mendes, der portugiesische Generalkonsul in Bordeaux kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen.Portugal hatte es zwar untersagt, Visa an jüdische Flüchtlinge auszugeben, aber auf Bitten des belgischen Rabbiners Chaim Kruger stellte Sousa Mendes innerhalb von drei Tagen Tausende Visas aus.Selbst als er Bordeaux verlassen mußte, befahl er dem ihm untergebenen Konsul in Bayonne, weiter Visa auszugeben.Für seinen Mut und seine Menschlichkeit wurde der portugiesische Diplomat schwer bestraft, er wurde fristlos entlassen und mit einem Arbeitsverbot belegt - verarmt starb er 1954.Erst 1995 wurde er rehabilitiert.Ein Ehrenmann mit gütigem Gesichtsausdruck blickt einen auf dem Foto an, das in der Ausstellung "Visas for Life.Chiune Sugihara und die aufrechten Diplomaten" im Rathaus Schöneberg zu sehen ist.

Der Anlaß der erstmals in Deutschland gezeigten Ausstellung der "Holocaust Travelling Exhibits" war die posthume Verleihung des Preises der Raoul Wallenberg Loge an Chiune Sugihara, den "Schindler Japans", der ein ähnliches Schicksal wie de Sousa Mendes erlitten hat.Die Ausstellung würdigt mit Fotos und Begleittexten das Wirken von zehn Diplomaten, die vor und während des Zweiten Weltkrieges unter denkbar schwersten Bedingungen Mut und Zivilcourage gezeigt haben, indem sie sich gegen die erklärte Politik ihrer Regierungen gestellt hatten.Sie retteten rund 150 000 Juden das Leben, indem sie ihnen Visa, Schutzbriefe oder Schutzpässe ausstellten, oft gegen die Uhr und sozusagen im Akkord.

Auch Hiram Bingham, einem unauffälligen Mann mit Brille und Hut, seines Zeichens amerikanischer Vize-Konsul in Marseille, hat die amerikanische Regierung sein Engagement nicht gedankt.Seinen echten und gefälschten Papieren hatten unter anderem Marc Chagall, Max Ernst und André Breton ihr Leben zu verdanken, er verkehrte mit der französischen Résistance und fotografierte in den Konzentrationslagern in Südfrankreich.1940 wurde er abberufen, weil er der amerikanischen Politik im Wege stand.Mit einem kühnen Bluff hatte auch Giorgio Perlasca, zeitweise Geschäftsträger Spaniens in Budapest, rund 3000 Juden das Leben gerettet.Der einstige Parteigänger Mussolinis wechselte nach der Bombardierung von Guernica das Lager und wurde 1944 spanischer Staatsbürger.Der faschistischen ungarischen Regierung drohte er, für jeden Juden, dem etwas geschehe, werde in Spanien ein Ungar erschossen.Der Bluff wirkte.

Zu den Geehrten gehört auch der deutsche Schiffahrtsattaché Georg Ferdinand Duckwitz, der im September 1943 wesentlich dazu beitrug, fast allen dänischen Juden zur Flucht zu verhelfen.Die Ausstellung endet mit dem Namensgeber des Preises, Raoul Wallenberg, der in Budapest gegen Ende des Krieges rund 30 000 Juden retten konnte.Das letzte Photo von ihm ist ein Paßbild aus dem Jahr 1944.Gorbatschow hatte den Paß 1990 Wallenbergs Familie zurückgegeben.Das Schicksal des Juden-Retters ist weiter ungewiß.

Rathaus Schöneberg, bis 25.Oktober, danach im Rathaus Lichtenberg

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