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Kultur: Einsturzgefahr!

Italiens Kulturminister fehlt Geld für das Nötigste

Italiens Theater sehen sich vor der Schließung. Opernhäuser lassen zum Requiem antreten. Intendanten und Biennale-Präsidenten richten Appelle an die Regierung Berlusconi. Doch der spektakulärste Protest kommt nun aus der Regierung selbst: Kulturminister Rocco Buttiglione hat die Domus Aurea geschlossen, die Prunkvilla Kaiser Neros in Rom. Als Grund gibt er einsickerndes Regenwasser an. Es löse nicht nur Freskenreste auf, sondern bringe auch Mörtelbrocken zum Absturz. Gegenmittel: Geld. Fünf Millionen Euro verlangt Buttiglione für Sicherungsmaßnahmen, 60 Millionen für die dauerhafte Sanierung.

Das „Goldene Haus“ sprengte schon beim Bau 64 n. Chr. jedes Maß: an Größe, Pracht, Bizarrerie. Nero wollte aus Rom nach dem Brand einen einzigen Kaiserpalast machen, mit einem See an der Stelle, wo heute das Kolosseum steht. Wenige Jahre später schütteten seine Nachfolger die Residenz zu – mit dem Aushub ihrer eigenen Monumentalbauwerke. Heute gehört Neros Haus zu den größten Attraktionen Roms; täglich lassen sich tausend Menschen durch die zugänglichen Räume führen. Restauriert wurde die Domus Aurea erst kürzlich, in 20-jähriger Renovierungsarbeit. 1999 wurde eröffnet – schon zwei Jahre später krachte ein Teil der Decke nieder. Die Schließung wirft ein grelles Licht auf die Finanzpolitik der Regierung Berlusconi. Finanzminister Giulio Tremonti wollte 40 Prozent des Kulturetats streichen, davon 92,2 Millionen Euro beim Denkmalschutz. Buttiglione drohte mit Rücktritt. Mittlerweile fallen die Kürzungen weniger eklatant aus, aber die Probleme im archäologisch überreichen Rom sind drängend. Auch beim Kolosseum melden die Archäologen Gefahr: Die oberste Galerie muss mit Planen abgedeckt werden, Treppen und Lichtschächte sind schon geschlossen, um weitere Wasserschäden zu verhindern. Chefarchäologe Angelo Bottini flüchtet sich in Sarkasmus: „Ich kann mir lediglich aussuchen, was ich einstürzen lasse.“

Man kann allerdings auch fragen, wohin die Einnahmen gehen: 150 000 Touristen pro Jahr in der Domus Aurea, 3,5 Millionen im Kolosseum. Macht zusammen mehr als 30 Millionen Euro Eintrittsgelder. Über deren Verwendung schweigt Buttiglione sich aus.

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