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Emoji Gene ist anders als seine Kollegen, denn er hat mehr als einen Gesichtsausdruck drauf.

© Sony

„Emoji – Der Film“: Gehackte Gefühle

In der Animation „Emoji – Der Film“ geht es laut und turbulent zu, doch die Witze sind lahm und Botschaft platt.

Wenn das Kind nicht mehr vom Smartphone zu lösen ist, dann muss man die Geschichte eben dort verankern. Das ist die Prämisse von Tony Leondis' Animationswerk „Emoji – Der Film“. Denn was würde einen Smombie mehr interessieren, als noch tiefer in sein Telefon einzudringen?

Im Smartphone des 14-jährigen Alex, der heimlich in eine Schulkameradin verknallt ist, geht es deshalb zu wie auf einem elektronischen Jahrmarkt: In einer digitalen Stadt namens Textopolis warten aufgeregte Emojis auf ihren Einsatz. Sie alle haben nur einen Gesichtsausdruck und auch nur eine Funktion – sie sind lächelnde und weinende Smileys, Kackhaufen, Thumbs Up oder Äffchen.

Gene ist ein „Meh“-Emoji, zeigt also keine wirkliche Emotion, er steht dem Leben indifferent gegenüber. Oder sollte es zumindest: Durch eine Fehlfunktion kann Gene nämlich viele verschiedene Gesichter ziehen und damit auch mannigfaltige Gefühle ausdrücken.

Emoji Gene wird gefeuert

Als ihm genau das beim ersten Einsatz in Alex’ Handy passiert, wird er von der nervenaufreibend grinsenden Leiterin des Emoji-Einsatzzentrums kurzerhand wegen Arbeitsversagen gefeuert. Und macht sich mit einem Sidekick, einem Hi-5-Hand-Emoji im Speicher des Telefons auf die Suche nach einem Hacker, der ihn umprogrammieren soll. Der Hacker entpuppt sich als Hackerin, man kommt sich – emoji-platonisch – näher. Und am Ende prangt eine große Botschaft, die mit „Jungen-können-ihre-Gefühle-nicht-zeigen“ zusammenhängt, und mit dem überstrapaziertesten Leitspruch der letzten drei Generationen: „Sei du selbst!“.

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Dass Animationsfilme enormen Tiefgang haben können, hat seit „Toy Story“, dem Paradebeispiel für eine mitreißende Dramaturgie, oder Pixars leidenschaftlichem, neurobiologischem Pubertäts-Lehrstück „Alles steht Kopf“ auch misstrauische Eltern überzeugt. „Emoji – Der Film“ versucht, diese Ideen (mit ein bisschen „Tron“-Inspiration) zu kopieren. Und bleibt hängen wie ein gehacktes Programm voller Bugs. Denn dass die Smartphone-Innereien voller Spotify-, Youtube- und Dance-Star-Welten einem einzigen lauten Werbespot gleichen, in dem der uncharismatische Gene herumhüpft wie eine aufgedrehtes Huhn, bekommen sogar die jüngsten Digital Natives mit.

Als Erzählfiguren sind Emojis ungeeignet

Über die wenigen funktionierenden Witze von Internet-Trollen, die in dunklen Spelunken sitzen, oder Prinzessinnen, die mit einem Pfiff einen Twitter-Vogel herbeirufen, dürften nicht mal Handy-Debütanten lachen. Emojis, das zeigt der Film, obwohl er das genaue Gegenteil zu vermitteln versucht, sind eben eindimensional und eignen sich schlecht als Erzählfiguren oder Handlungsträger.

„Mit der einfachen Erfindung der Emojis“, behaupten die Filmemacher, „können wir mit Menschen kommunizieren, von denen wir durch räumliche oder sprachliche Barrieren getrennt sind“. Ja, vor allem können wir ihnen wichtige Dinge wie „heul“, „grins“ und „geh kacken“ viel schneller sagen. Um beim Thema zu bleiben, heißt das für den Film: „Meh“. „Thumbs Down“. „Kackhaufen“. Letzterer wird im Original übrigens von Patrick Stewart gesprochen. Aber der reißt es auch nicht raus.

In 20 Berliner Kinos, OV: Cinestar Sony Center

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