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Kultur: Erlösung ist auch keine Lösung

Im Kino: „In der Welt habt ihr Angst“

Es gibt solche Frauen, diesen Typus Erlöserin. Sie erwählen einen Mann und erlösen ihn dann – koste es, was es wolle. Ja, diese Eva (!) scheut nicht davor zurück, heroinabhängig zu werden, um Jos willen. Denn Heroin ist sein Leben, und sie will es mit ihm teilen. Nur als sie ein Kind erwartet, muss das anders werden. Sie haben es nun gleich schwer, und sie besitzt die Kraft für beide.

Anna Maria Mühe spielt diese Eva in dem Film „In der Welt habt ihr Angst“, und sie macht das gut, aber es hilft nichts. So exzentrisch diese Geschichte ist, so uniform wirkt sie zugleich, fernsehfilmlike überfrachtet und zugleich leichtgewichtig. Sollte Hans W. Geißendörfer zu viele „Lindenstraßen“ gedreht haben, um noch ein Gefühl für andere Rhythmen zu besitzen, weitere und engere zugleich?

Menschen auf Entzug sind nicht arbeitsfähig, und schlechte Räuber sind sie auch. Als Jo (Max von Thun) zu ungeschickt in die Kasse des alten Buchhändlers greift, sieht seine Erlöserin nur die Chance, wiederum den Buchhändler zu erlösen: vom irdischen Dasein als solchem. Das wirkt unglaubwürdig, denn dass man ein neues Leben nicht mit einer Leiche beginnen kann, wissen wohl sogar die zu allem Entschlossenen, sofern sie nicht gerade zu allem entschlossene Mörder sind. Des weiteren begegnen wir – wie in jedem Fernsehfilm – Axel Prahl, und er ist endlich wieder mal mehr als eine Type, aber auch er kann diesen Film nicht mehr helfen. Diagnose: unerlösbar.Kerstin Decker

Babylon Mitte; Cinemaxx Potsdamer Platz, Moviemento

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