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Kultur: Flieg, Feuervogel, flieg Europäische Moderne bei Kunsthandel Werner

„From Europe“ nennt Wolfgang Werner seinen konzentrierten Beitrag zur Nachkriegsmoderne und präsentiert mit 13 Werken prägender Maler sowie vier Skulpturen von Fritz Wotruba eine anregende Ergänzung zur MoMA-Ausstellung. Mit der Abstraktion als gemeinsamem Nenner, entkräftet die Ausstellung zugleich die These, diese Kunstrichtung verdanke ihren Siegeszug als künstlerisches Bollwerk gegen die UdSSR zuvörderst der CIA.

„From Europe“ nennt Wolfgang Werner seinen konzentrierten Beitrag zur Nachkriegsmoderne und präsentiert mit 13 Werken prägender Maler sowie vier Skulpturen von Fritz Wotruba eine anregende Ergänzung zur MoMA-Ausstellung. Mit der Abstraktion als gemeinsamem Nenner, entkräftet die Ausstellung zugleich die These, diese Kunstrichtung verdanke ihren Siegeszug als künstlerisches Bollwerk gegen die UdSSR zuvörderst der CIA. Zwar war das Gros der deutschen Künstler durch den Naziterror von der Moderne abgeschnitten, doch Willi Baumeister und Ernst Wilhelm Nay, die den Auftakt bei Werner bilden, entwickelten trotz Mal- und Ausstellungsverbot eine eigenständige Formensprache. Drei kleine Gouachen zeigen Nay zwischen 1942 und 1946 an der Schwelle zur Abstraktion. Willi Baumeister hat sich bereits seit den Zwanzigern einer Materialisierung des Malgrunds gewidmet. So versetzte er seine Figuren mit Sand, ebenso wie die Mauerbilder, die er 1945 zur „Belebten Mauerlandschaft“ (120 000 Euro) ausdehnt.

Während Baumeisters Materialisierung noch bildimmanent war, bricht bei Emil Schumacher die Farbe selbst als Material auf. Tiefe Schründe erinnern da an die Erdkruste, an Verletzungen der Landschaft aber ebenso des Menschen. In einer Gouache auf Zeitungspapier (19 500 Euro) steigert der Künstler die Synthese optischer und taktiler Momente zur pastosen und massigen Materialität. Den Werken Schumachers stellt Werner den neoexpressiven Gestus der Künstlergruppe COBRA gegenüber. Vor allem Asger Jorns „Feuervögel“ von 1965/67 bieten einen Gegenpol in furiosem Kolorit. Wo Schumacher in die Oberfläche kratzt, die Farben bricht und aufreißt, scheint der 1914 geborene Däne die leuchtende Farbigkeit über die Leinwand zu speien. Als einziger Deutscher stößt Karl Otto Götz 1949 zu COBRA. Seine großformatige Leinwand „Blafoss“ (220 000 Euro) bannt die Expressivität in eine glatte Oberfläche. Der fast lasierende Auftrag der Ölfarbe reduziert den Gestus auf die pure Farbwirkung.

Kunsthandel Wolfgang Werner, Fasanenstraße 72, bis 17. Juli; Mo.–Fr. 10–18.30 Uhr, Sa. 10–14 Uhr. Katalog 5 Euro.

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