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Neue Klangerfahrungen. Das Dresdner Festspielorchester.

© Oliver Killig

Dresdner Festspielorchester in der Philharmonie: Flutender Klang

Festlich: Das Dresdner Festspielorchester unter Ivor Bolton überzeugt mit Wagner, Strauss und Beethoven. Heldin des Abends ist die Solistin Waltraud Meier.

Ein mit Einlegearbeiten verziertes Cello, in bizarren Schleifen gewundene Hörner und zwei schlanke, nach verunglückten Saxophonen aussehende Ophikleiden: Schon der optische Eindruck, den das Dresdner Festspielorchester in der Philharmonie macht, verspricht neue Klangerfahrungen. Und mit Wagners opulent instrumentierter Rienzi-Ouvertüre löst das aus Musikern renommierter Alte-Musik- Ensembles zusammengesetzte Orchester dieses Versprechen auch ein.

Es ist besonders der Bläserklang, der das martialische Werk in anderem Licht erscheinen lässt: Deutlicher nimmt man das Vorbild zeitgenössischer Militärkapellen wahr, die mit ihrem bunten Sound nicht nur Schrecken, sondern auch Aufmerksamkeit erregen wollten. Und da Dirigent Ivor Bolton zugleich das festliche und tänzerische Moment betont, gestaltet sich Rienzis Auftritt weniger als dräuender Durchmarsch denn als Volksfest.

Eine gelungene Todesvision

Wahre Heldin des Abends ist, zumindest für die lautstark „Brava“ rufenden Fans, Waltraud Meier – obwohl sie sich in Strauss’ „Vier letzten Liedern“ nie auf Kosten des Orchesters exponiert, sondern am Anfang sogar etwas zugedeckt wird. Von Lied zu Lied finden Solistin und Ensemble jedoch zu einer schwebenden Balance, bei der Meiers unprätentiöser Vortrag magisch mit dem transparenten und in natürlichen Farbwechseln von Stimmgruppe zu Stimmgruppe flutenden Orchesterklang in Beziehung tritt, in silbernen Spitzentönen über ihn herauswächst.

Eine gelungene Todesvision verträgt keine Zugabe, also: Pause nach diesem von spätromantischer Schwüle freiem Abgesang. Farbe und die solistischen Qualitäten seines All-Star-Ensembles stellt Bolton bei Beethovens Eroica in den Vordergrund. So unterhaltsam ist sein Aufspüren instrumentatorischer Details wie dem bewussten Kontrast von Violinen und dunklen Kontrabässen im Trauermarsch, dass man ihm seine unheroischen, teigigen Dirigiergesten nachsieht – und auch, dass über dem Verweilen im Augenblick das kämpferisch nach vorne drängende Moment zu kurz kommt.

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