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Ai Weiwei fehlt: Die Galerie Neugerriemschneider beteiligt sich mit Werken des chinesischen Künstlers an der siebten Ausgabe des Gallery Weekend.

© dpa

Gallery Weekend: Sonnenblumenkerne erinnern an Ai Weiwei

Das Gallery Weekend hat in diesem Jahr mehr Besucher denn je angelockt - nach einfach Feiern war ihnen trotzdem nicht zumute. Die Verhaftung Ai Weiweis hat ihren Schatten über Berlin geworfen.

Die Sonnenblumenkerne auf den Tellern haben manche Gäste einfach weggeschnippt. Fern von Ai Weiweis Ausstellung in der Galerie Neugerriemschneider fiel es im Kreuzberger Postbahnhof wohl schwer, eine Verbindung zu ziehen: Für seine Ausstellung in der Tate Modern hatte Ai in China 2010 eine Million Porzellankerne bestellt. Ihre echten Vorbilder lagen nun beim Dinner des Berliner Gallery Weekends auf den Tischen und symbolisierten noch einmal, dass diesem Weekend nicht wie den vorangegangenen sechs Ausgaben einfach zum Feiern ist.

Eine unaufdringliche, typische Geste für die Galerieszene. Obgleich das Gallery Weekend inzwischen wichtigstes Ereignis auf dem Berliner Kunstmarkt ist, bleibt jeder Größenwahn aus. Dabei hättten die Veranstalter allen Grund: Zeitgleich mit den 44 offiziellen Teilnehmern eröffnen zahllose andere Galerien, sieht man Sammler, internationale Museumsdirektoren und Kuratoren zuhauf durch die Ausstellungen laufen. BMW bietet dieses Jahr den Shuttle-Service und zeigt so, wie sehr das Unternehmen an jene private Initiative glaubt. Es muss sich nicht alles wie Basel oder Miami anfühlen, sondern es muss passen. Berlin steht momentan für die lässige, entspannte Variante – auch wenn die Kunst für die Stadt einen knallharten Wirtschaftsfaktor darstellt.

Der Stehempfang im Bode-Museum 2010 war aufwendig gemacht und dennoch steif, manche Galeristen gingen mit ihren Sammlern rasch anderswo essen. Darauf hat das Gallery Weekend reagiert: Für die 1000 Gäste waren im schrundigen Postbahnhof nun wieder Tafeln aufgebaut. Alles passte perfekt, und vielleicht haben doch viele ihren Kern eingesteckt und pflanzen ihn zum stillen Protest gegen Ais Verschleppung in die Erde.

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