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Zvi Hecker vertritt die Meinung: Die Hauptstadt braucht mehr als einen Flughafen.

© dpa

Gegen die Zentralisierung des Flugverkehrs der Hauptstadt: Warum Berlin mehr als einen Airport braucht

Der Flughafen BER wird öffnen(irgendwann bestimmt), der Flughafen Tempelhof ist bereits geschlossen, Tegel wird bald folgen. Warum das keine gute Idee ist? Dafür gibt es mehrere Gründe.

Es gibt eine schöne Geschichte über einen König, der alles Kleine verabscheute und verlangte, dass in seinem Königreich nur die höchsten Gebäude der Welt errichtet werden sollten. Weil die Häuser folglich sehr hoch gebaut wurden, lebten einige Menschen über den Wolken und andere darunter. Die Glücklichen, die über den Wolken lebten, erweiterten ihre Häuser zunehmend. Darunter auch der König. Sein Palast wurde auf der größten Wolke errichtet. Eine Straße musste gebaut werden, um sie mit anderen Wolken und Häusern zu verbinden. Außerdem entstanden viele Geschäfte. Letztlich wurde die untere Stadt aufgegeben, weil niemand mehr im Schatten der oberen leben wollte.

Die Geschichte beschreibt treffend Denken und Handeln der Berliner Regierung im Hinblick auf den Berliner Luftverkehr. Berlin hat mittlerweile seine rechtmäßige Stellung als europäische Metropole neben Paris und London eingenommen. Es wurde ein bedeutendes Touristenziel und braucht eine verbesserte Organisation des Flugverkehrs. West-Berlin hatte zwei Flughäfen – Tegel und Tempelhof –, die recht zentral in der Stadt lagen.

Nach dem Mauerfall kam, zumindest im Bewusstsein vieler West-Berliner, mit Schönefeld ein dritter hinzu. Nach seiner Erweiterung wird dies eines Tages Berlins einziger Flughafen sein, BER. Tempelhof ist bereits geschlossen, Tegel soll folgen. Ein eigenartiger Entschluss – alle anderen großen Städte der Welt versuchen verzweifelt, ihren Luftverkehr zu dezentralisieren, um Zugang von möglichst vielen Orten der Stadt zu erreichen und damit Staus zu nur einem einzigen Flughafen zu vermeiden.

Bildergalerie: Der unfertige BER

Nicht alle Flüge sind auch Langstreckenflüge. Eigentlich handelt es sich bei den meisten Flügen nach Berlin um innerdeutsche oder Flüge innerhalb Europas. Der Trend der letzten Jahre deutet auf eine weitere Dezentralisation und Fragmentierung sowie einen sich verschärfenden Wettbewerb unter den Fluggesellschaften hin. Neue Billigfluglinien fordern seit einigen Jahren erfolgreich die etablierten Fluggesellschaften heraus. Ihre Betätigungsfelder entwickeln sich noch weiter, aber eines ist sicher: Sowohl sie als auch die Berliner und ihre Besucher profitieren von der Nähe der Landeplätze zum Stadtzentrum.

Die Flüge werden von relativ kleinen Flugzeugen abgewickelt. Es gibt Nachtflugverbote in Tegel und Schönefeld – aber die Flughäfen müssten ohnehin kaum nachts angeflogen werden, weil es keine unterschiedlichen Zeitzonen zu überwinden gilt. Gäbe man einigen Fluggesellschaften die Erlaubnis, von zentralen Flughäfen aus zu starten, könnte man von diesen als Gegenleistung Abgaben für CO2-Emissionen verlangen und sie zur Lärmreduzierung verpflichten.

Im Allgemeinen entwickelt sich die moderne Technologie in zwei komplemetäre Richtungen. Technologische Produkte werden immer größer – und immer kleiner. Jumbojets kontrastieren mit kleinen Privatjets, immer größere Passagierschiffe mit kleinen Jachten, die denselben technologischen Komfort wie die großen Kreuzer bieten, beispielsweise Telefon- und Internetanschluss. Ob Flugzeug oder Schiff, sie alle folgen dem gleichen Muster.

Wir wissen nicht, wie der Lufttransport der Zukunft aussehen wird. Vielleicht werden die Fluggeräte immer kleiner und persönlicher und benötigen keine großen Flughäfen mehr. In jedem Fall ist es unklug, sich der Möglichkeiten zu berauben, die sich andere Städte nur zu gerne eröffnen würden. Man sollte sich immer dessen bewusst sein, wie glücklich die Pariser handelten, als sie nicht auf jene Kritiker hörten, die einen Abriss des „nutzlosen“ Eiffelturms forderten. Nur kurze Zeit später, und mithilfe von Marconis Erfindung des Radios, wurde er zur bedeutendsten Antenne des Landes.

Zvi Hecker, geb. 1931, ist einer der bedeutendsten Architekten Israels. Er lebt und arbeitet in Berlin; hier baute er die Heinz-Galinski-Schule.

Zvi Hecker

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