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Bundespräsident Christian Wulff (l) spricht zum Eröffnungsgottesdienst des Evangelischen Kirchentages in Dresden.

© dpa

Dresden: Kirchentag eröffnet mit Andachten unter freiem Himmel

Mit drei Gottesdiensten unter freiem Himmel ist am Mittwochabend der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag in Dresden eröffnet worden. Bundespräsident Wulff drängt die beiden großen Kirchen in Deutschland zu mehr Ökumene.

Bundespräsident Christian Wulff sprach der christlichen Minderheit in Ostdeutschland zum Auftakt des Glaubensfestes Mut zu. „Es geht nicht darum, in der Mehrheit zu sein, es geht darum, überzeugt zu sein. Es geht darum, einen festen Kurs zu haben, eine innere Orientierung“, sagte er. Wulff rief auch zur stärkeren Zusammenarbeit von Protestanten und Katholiken auf.

Die Christen seien schon unter der SED-Herrschaft in der Minderheit gewesen, erklärte Wulff. „Christen sind auch heute in der Minderheit, hier in Dresden, in Sachsen, in allen östlichen Bundesländern, im ganzen Kernland des deutschen Protestantismus. Das macht manchen Kummer. Katholischen und evangelischen Christen gleichermaßen“, sagte der Bundespräsident. In Sachsen gehört nur ein Viertel der Bevölkerung den evangelischen oder katholischen Kirchen an.

Nach Veranstalterangaben nahmen mehrere Zehntausend Besucher an den Andachten teil. Viele von ihnen trugen die grünen Schals des Kirchentags. Die zentrale Andacht wurde mit stimmungsvollen Gesängen und Gebeten am Elbufer vor der Kulisse der Stadt gefeiert. Zum anschließenden Straßenfest am „Abend der Begegnung“ wurden rund 250.000 Besucher erwartet.

Landesbischof warnt vor Geldgier

Der evangelische Landesbischof von Sachsen, Jochen Bohl, rief zu einer Abkehr vom Streben nach Reichtum auf. Jesus erinnere daran, dass Schätze, die man mit Geld kaufen könne, vergänglich seien und gefährlich werden könnten für das Zusammenleben der Menschen. „Geld regiert die Welt“ sei die bittere Erkenntnis nach der Weltfinanzkrise, sagte der Bischof. Dass kaum ein anderer Instinkt so stark sei wie der Wunsch zu besitzen, gelte aber in unseren modernen Zeiten ebenso, wie es in der Welt Jesu gegolten habe.

Zum Kirchentag in Dresden erwarten die Veranstalter mehr Ostdeutsche als je zuvor auf einem vergleichbaren Glaubensfest. Rund ein Drittel der Teilnehmer stamme aus den neuen Bundesländern, sagte Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt. „Dies ist der erste wirklich gesamtdeutsche Kirchentag seit 1961, als der Bau der Mauer durch Berlin auch die Kirchentagsbewegung in Ost und West trennte.“

Insgesamt wollen knapp 118.000 Menschen bis Sonntag gemeinsam in der sächsischen Landeshauptstadt beten, singen und diskutieren. Bischof Bohl zufolge haben sich allein aus Sachsen 30.000 Gäste angemeldet. Beim letzten Protestantenfest in Ostdeutschland in Leipzig 1997 sei die Resonanz noch nicht so groß gewesen.

„Zeichen für andere Energiezukunft“

Der Kirchentag wolle auch ein Zeichen für eine andere Energiezukunft setzen, sagte die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt. Die Ereignisse um das havarierte japanische Atomkraftwerk Fukushima hätten in Deutschland ein Umdenken ausgelöst. So sollen Kirchentagsbesucher ihre Meinung auf einer offenen Bühne oder über eine Resolution im Internet einbringen können.

In einigen der 2.350 Veranstaltungen sollte es zudem um die Ereignisse in der arabischen Welt und um die Entwicklungen in den neuen EU-Mitgliedsstaaten in Osteuropa gehen. Wegen der Beratungen zur Atom- und Energiegesetzgebung in Berlin hatten Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesumweltminister Norbert Röttgen (alle CDU) ihre Besuche in Dresden kurzfristig abgesagt.

Der Kirchentag ist nicht das erste Glaubensfest der Christen in Dresden. Schon zu DDR-Zeiten gab es in den Jahren 1968, 1975 und 1983 sogenannte Regionalkirchentage. Der letzte war mit 100.000 Besuchern der größte DDR-Kirchentag. Auch die Katholiken organisierten 1987 ein Treffen in der sächsischen Landeshauptstadt. (dpa)

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