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Kultur: Große Gefühle - Konzert mit dem Collegium Musicum Berlin

Geschäftige Hörsaalatmosphäre herrscht in der Philharmonie, wenn das Collegium Musicum von TU und FU seine Konzerte veranstaltet. Alle Freunde und greifbaren Verwandten müssen dabei sein, wenn das riesige Orchester und etwa 200 Choristen aus Berlin und Warschau Verdis Requiem singen.

Geschäftige Hörsaalatmosphäre herrscht in der Philharmonie, wenn das Collegium Musicum von TU und FU seine Konzerte veranstaltet. Alle Freunde und greifbaren Verwandten müssen dabei sein, wenn das riesige Orchester und etwa 200 Choristen aus Berlin und Warschau Verdis Requiem singen. Niemand erwartet einen pünktlichen Konzertbeginn, das "akademische Viertel" ist Ehrensache. Doch schon durch ihr spektakulär geflüstertes "Requiem" zu Beginn haben die Chormassen die Zuhörer mit samtigem Klang gebannt. Mit präzisen Gesten lotet Manfred Fabricius dann die dynamischen Extrembereiche der Partitur aus. Immer wieder können die Solisten während der großen Aufschwünge des "Salva Me" nur ausdrucksvoll den Mund bewegen. Der Chor hingegen entwickelt hier famose Wucht bei verblüffendem Schönklang.

Fabricius sucht den emotionalen Effekt eher in der großen Geste als im fein ziselierten Detailreichtum. Da gehen die elegant phrasierenden Holzbläser gelegentlich im Streicherapparat unter, was dem opernhaften Gestus dieser Musik jedoch nicht schlecht bekommt. Vielleicht entschloss sich der Tenor René Hess deshalb, zum "Ingemisco" die Noten beiseite zu legen und die Musik mit heftiger Gestik zu verdeutlichen. Überflüssige Zugaben zur Musik, die hier für sich selber spricht - zumal Hess vor allem im "Hostias" Eindruck macht, weil er auf platt theatralische Mittel verzichtet. Die übrigen Solisten Birte Heissenberg, Monika Degenhardt und Young-Kwan Cho setzten ohnehin auf dezent-schlichte Vokalgesten. Besonders die Lichtwechsel im "Offertorium" geraten im Zusammenspiel von Solisten und Orchester zu emotionalen Wechselbädern zwischen Höllenangst und Heilszuversicht. Plötzlich ergreift das Werk den Zuhörer, ist es keine Frage mehr, ob Verdi mit seinem faszinierenden Requiem eine versteckte Oper komponierte und ob die Musik der Totenmesse adäquat ist. Den beteiligten Studentinnen und Studenten ist das jedenfalls egal, und gerade die spürbare Musizierlust macht diese Aufführung zum intensiven Erlebnis.

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