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Plakat der Kampagne „What to do with the world?“. die Gestaltung kommt vom Künstler Wolfgang Tillmans auf Basis eines Zitats von Craig Santos Perez.

© Haus der Kulturen der Welt

Haus der Kulturen der Welt: Plakatkampagne fragt nach dem Zustand der Welt

Das Berliner HKW hat internationale Dichter und Denker eingeladen, draußen in der Stadt ihre Gedanken zu teilen. Was sagen die Parolen unterm S-Bahn-Bogen?

Ein Kommentar von Vanessa Oberin

Es ist Frühlingsbeginn, doch Berlin hat sein vertrautes Grau noch nicht abgelegt. Der Schritt vor die Haustür ist noch winterlich-beschwerlich. Im diesigen Nebel auf der Yorckstraße unterwegs, fällt mein Blick auf die bunten Plakatwände unter den S-Bahn-Brücken. Auf etwa einem Dutzend Postern ist zu lesen: „Was tun mit der Welt?”

Ich fühle mich angezogen und steige vom Fahrrad ab, um die verschiedenen Entgegnungen auf die Frage zu lesen. „Carry the world towards the horizon of care”, steht da in leuchtend gelber Schrift – ein Zitat des Chamorro-Lyrikers Craig Santos Perez. Der chilenische Dichter Elicura Chihuailaf stellt die Gegenfrage: „Und die Welt fragt sich: Was tun mit der Menschheit?” Auf einem weiteren Plakat Worte der kamerunischen Schriftstellerin Hemley Boum: „Die Schönheit der Welt, Tag auf Nacht folgend, wird uns überleben”.

Zusammengetragen hat diese und weitere Botschaften das Haus der Kulturen der Welt, das erst in der Woche zuvor Team und Programm unter der neuen Intendanz von Bonaventure Soh Bejeng Ndikung vorgestellt hat. Mit der Wiedereröffnung im Juni steht auch eine Befragung der Welt an, die das Haus im Namen trägt. Im Verständnis der neuen Leitung gibt es jedoch nicht die eine Welt. Welten, im Plural, sollen im neuen HKW zu Hause sein – und „welten” versteht sich dabei auch als Verb.

Für den Auftakt seiner von Wolfgang Tillmans gestalteten, stadtweiten Plakatkampagne hätte das HKW keinen besseren Zeitpunkt wählen können. Nicht nur lockt der versprochene Frühlingsbeginn die Berliner:innen wieder in den Außenraum, auch der Weltklimarat veröffentlichte in der letzten Woche seinen jüngsten Bericht, mit klarer Botschaft: Die Welt ist gerade dabei, das 1,5-Grad-Ziel unwiederbringlich zu verfehlen. Die Sehnsucht nach wärmeren Tagen und die Sorge um den erwärmten Planeten – zwei Gefühle, die diesen Frühling noch schwieriger zu vereinbaren sind.

Der IPCC-Bericht hat auch klargemacht, dass die am meisten gefährdeten Weltregionen diejenigen sind, die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben, und dass eine lebenswerte Welt für alle nur mit radikalem Wandel zu haben sein wird. Das HKW allein wird diese fundamentale Krise kaum bewältigen, doch gerade seine Öffnung zur Stadt hin macht Hoffnung: auf eine kleingeschriebene welt, die Praxis ist, für und von allen.

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