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Kultur: Häuser wie du und ich

ARCHITEKTUR

Wer kennt sie nicht, diese typischen Sechziger-Jahre-Vorstadt-Bungalows mit Flachdach? Bei seinen „Beispielhäusern“ arbeitet Stefan Mauck mit solchen architektonischen Prototypen. Zu sehen sind sie in der Architektur Galerie Berlin Ulrich Müller in der Ausstellungsreihe ArchitekturMaterial (Ackerstraße 19, bis 22. Februar; www. architekturgalerieberlin.de). Maucks Hausreliefs – einfache, perspektivische Sperrholzarbeiten, in galeriekompatiblem Format – sind Abkürzungen: Sie beschränken sich auf architektonische Grundelemente, auf Fenster, Farbe und Gebäudeumrisse. Doch nicht nur das archetypische Vorstadtgrauen von Einfamilienhäusern mit und ohne Satteldach hat der Braunschweiger Künstler eingefangen, der seit rund einem Jahr in Berlin arbeitet. Auch innerstädtische Situationen interessieren ihn: So zeigt eines seiner Reliefs ein Industriegebäude, dessen sandfarbene Fassade einem fremd und vertraut zugleich erscheint – ein Haus ohne Ort, ein Stellvertreter städtischer Lebenswelten. Die Umgebung, aus der Mauck seine Gebäudereliefs herauslöst, deutet er nur schemenhaft an – in der gezackten Struktur am unteren Reliefrand geben sich Baumkronen zu erkennen. Zu malerisch ist Mauck allerdings der Blick auf die Brandwände von Mietshäusern geraten. Hier sitzt er einem städtischen Klischee auf, das in seiner Fallerhäuschen-Ästhetik längst nicht mehr zur Anti-Architekturikone taugt. Demgegenüber erweisen sich seine Vorstadthäuser in ihrer befremdenden Alltäglichkeit mit Dachausbauten und Farbstreifen als weitaus kraftvoller.

Jürgen Tietz

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