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Kultur: Höhenrausch im Basislager Die Berliner Kunstszene trifft sich zum Austausch

Ein Gipfelsturm sollte es werden. So hatte es sich die Kulturverwaltung gedacht, als sie 80 handverlesene Akteure der Kunstszene zur Dialogveranstaltung „K2“ einlud – in Anlehnung an den berühmten Achttausender im Karakorum-Gebirge.

Ein Gipfelsturm sollte es werden. So hatte es sich die Kulturverwaltung gedacht, als sie 80 handverlesene Akteure der Kunstszene zur Dialogveranstaltung „K2“ einlud – in Anlehnung an den berühmten Achttausender im Karakorum-Gebirge. Am Ende war es nur mühsame Kraxelei, und die ironisch versprochene Weitsicht auch nach zwei Tagen nicht zu erleben. Dennoch zeigte sich Kulturstaatssekretär André Schmitz im „Basislager“ des Kulturhauses Podewil zufrieden. In acht Arbeitsgruppen hatte man mit sogenannten Sherpas versucht, Visionen für die Kunststadt Berlin in fünf Jahren zu entwickeln. Die Szenarien bewegten sich mal zweckoptimistisch, mal depressiv zwischen weiterhin attraktivem Terrain für Sammler und Galeristen, die hier auch in Zukunft ein florierendes Milieu vorfinden werden, und dem düsteren Bild einer von den Künstlern verlassenen Innenstadt.

Überraschend kamen diese Imaginierungen nicht, ebenso wenig die Forderung nach einem Beirat und einem Katasterplan als Instrumente zur Erhaltung von Berlins freier Szene. Hier hatten sich die Experten aus allen Bereichen des Kunstmilieus für die Verwaltung den Kopf zerbrochen und waren auch nicht sehr viel weiter gekommen. So oder ähnlich gab es die Analysen und Lösungsvorschläge auch schon in den Papieren der 2011 gegründeten Initiativen Haben und Brauchen, Stadtneudenken oder vom Berufsverband Bildender Künstler zu lesen.

Das Ende der Kunstmesse Artforum, Wowereits gescheitertem Versuch einer glamourösen Kunsthallen-Gründung, und die desaströse Ausstellung „Based in Berlin“ hatten seit dem vergangenen Jahr den Unmut geschürt. Nun sollte es endlich zu einer Verständigung kommen. Freimütig gestand André Schmitz, „Bammel“ vor der Begegnung mit den Protagonisten gehabt zu haben. Zugleich zeigte er erstaunlich wenig Verständnis für die Verärgerung darüber, dass die Zentrale Intelligenz Agentur für teures Geld mit der Durchführung eines Kolloquiums beauftragt worden war, bei dem Bekanntes neu aufbereitet werden sollte.

Immer wieder tauchte im Plenum der Vorwurf des Abschöpfens von Wissen auf. Den Betroffenen, den verdrängten Künstlern und unterfinanzierten Ausstellungsinitiativen, nützt das eigene Wissen indes nur bedingt, es braucht einen Adressaten beim Senat als Geldgeber und Moderator in Liegenschaftsangelegenheiten, um das Verscherbeln von Atelierhäuser zu verhindern. Ein solcher Adressat stand in Gestalt von André Schmitz offenherzig da und gab doch zu verstehen, alles irgendwie schon zu wissen.

Zum Höhepunkt dieser Zusammenkunft, die trotz ihrer Mühsal eine Fortsetzung finden soll, wurde ein spielerisches Intermezzo von Christian Jankowski. Der Künstler lud das Plenum mithilfe eines Psychotherapeuten zur Familienaufstellung ein, mit acht Freiwilligen aus dem großen Kreis als „Sammler“, „Galerist“ oder „Geld“. Den „armen Künstler“ gab hier übrigens der Staatssekretär selbst. Zur allgemeinen Erheiterung suchte er in dieser Rolle immer wieder hartnäckig die Nähe des „Senats“. Nicola Kuhn

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