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Kultur: Humor seit Ben Hur

Die „Sommerrevue“ im Friedrichstadtpalast

Zumindest die Leinwand löst echte Sommergefühle aus: Tiefrot und gelb, wie ein riesiges Eis am Stil, zieht sie sich die kurvige Kante der Bühne im Friedrichstadtpalast entlang. Diese Bühne ist übrigens nach neuesten Berechnungen die größte der Welt. Berndt Schmidt, Geschäftsführer und Intendant des Hauses, erzählt zur Begrüßung, seine Mitarbeiter und er hätten herausgefunden, dass kein Theater, nicht in Las Vegas, nicht in Dubai, die 2144 Quadratmater sichtbare Spielfläche toppt, zu der noch einmal 700 Quadratmeter seitlich hereingefahren werden können.

Dann hebt sich die schöne bunte Leinwand zur „Sommer Revue“. Man sollte sie noch einmal genau anschauen, denn von jetzt an erinnert nichts mehr an diesem Abend an Sommer. Es geht um eine Star-Gala: Künstler wie Eva Maria Pieckert und Angelika Weiz, die vor allem einem ostdeutschen Publikum bekannt waren und sind, treten auf und singen vertraute Lieder. Das könnte schöne Erinnerungen auslösen. Ein roter Faden, der das Ganze auch thematisch zusammenhält, wäre dennoch nicht schlecht. Dieser Revue sieht man dagegen an, dass sie lieblos zusammengewürfelt ist aus den Sängern, die gerade Zeit hatten – ein Sandwich, das den August überbrücken muss.

Die Mühe, das Thema „Sommer“ auch in den Stücken wiedererkennbar zu gestalten, macht sich Regisseurin Corinna Druve nicht. Auch die Moderatoren scheinen vergessen zu haben, warum sie überhaupt auf der Bühne stehen. Kim Fisher und Peter Wieland, der seit Jahrzehnten am Friedrichstadtpalast auftritt, geben sich als streitbares Paar. Er der Gebildete, sie die Impulsive – eine Konstellation, aus der sie Funken schlagen wollen. Ihr Humor hört sich so an: „Wenn Sie reden, erinnert mich das an Ben Hur, der hatte auch Überlänge.“ Wenn das ein Sommertag sein soll, dann ein verregneter.

So zerfällt der Abend in zusammenhanglose, aber teilweise beeindruckende Einzelleistungen. Das Ballett tanzt in schwarzen und weißen Kostümen ein elegantes Schachturnier. Angelika Weiz groovt bei „Oh, Happy Day“. Die Artisten Peggy und Ronny winden ihre Körper am Trapez schlangengleich ineinander. Höhepunkt ist der Berliner Komiker Michael Sens, der am Klavier als Fußballmoderator atemlos den „Cup der toten Tonsetzer“ kommentiert: „Ein Spieler mit der Nummer 5, sein Name ist Beethoven, erhält die gelbe Karte, doch er stellt sich taub.“ Danach kommen wieder die Moderatoren, stehen verloren herum. Zum Finale fährt ein Springbrunnen aus der Tiefe. Leider genügt es nicht, die größte Bühne zu haben. Man muss sie auch füllen können. Udo Badelt

Friedrichstadtpalast, bis 31. August.

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