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Na, du? Merlin (Anja Knauer) beschnuppert Jacob (Max von Thun).

© Constantin

Im Kino: die Berlin-Komödie "Gut zu Vögeln": Lass knallen

Im Kino: Die Berlin-Komödie „Gut zu Vögeln“ erzählt vom unreifen Paarungsverhalten von Thirtysomethings und lässt dabei keinen derben Kalauer aus.

Das ist ein Titel, der Ornithologen erfreut: „Gut zu Vögeln“. Yeah, da ist sicher was über die richtige Pflege gefiederter Freunde wie Papagei oder Wellensittich zu lernen! Denn was es sonst noch heißen könnte, kann ja wohl von Regisseurin Mira Thiel kaum ernst gemeint sein. Ist es auch nicht. Ihre notdürftig verkittete Kombi aus derber Klamotte und romantischer Liebeskomödie strotzt nur so von überzogenem, vulgärem Kokolores, wie man ihn seit ein paar Jahren schon aus weiblichen Kumpelfilmen und Bad-Taste-Knallern wie „Brautalarm“ kennt.

Dort defäkierte – oh, nein – eine Braut auf die Straße, hier kackt eine Clubbesucherin in ihren rosafarbenen Plüscheinteiler. So einen „Onesie“, einen Strampelanzug für bindungsunfähige Großstädter, trägt Merlin, die nach einem Vogel benannte Heldin abends auch gerne, wenn sie in ihrem WG-Zimmer unter der Bettdecke steckt und lärmend wie ein Heulboje ihren Liebeskummer beweint.

Den hat die von Anja Knauer gespielte Society-Reporterin, weil sie kurz vor der Hochzeit von ihrem Filmproduzentenverlobten verlassen wird. Per SMS, wie sich in das in der Generation IMM (Irgendwas mit Medien) in Berlin so gehört. Diesen Schicksalsschlag hat die Regisseurin angeblich selber erlebt. Ebenso wie die WG aus geilem Platzhirsch Jacob (Max von Thun) und schwulem Türken Nuri (Samy Challah), in die Merlin auf Vermittlung ihres Bruders Simon (Max Giermann) einzieht, der sein Zimmer wegen bevorstehender Vaterschaft räumt. Klar, können Merlin und Jacob sich gar nicht leiden, klar werden sie trotzdem ein Paar. Schön auch, dass Nuri sein Lebensglück in der Bürotranse aus dem schrägen Boulevardblatt findet, bei dem Merlin arbeitet. Aber bei der Idee mit dem „Sprühkondom“, das Merlin auf Jacobs Schniedel trocken blasen muss, stellt sich dann doch die Frage, was Kinodebütantin Thiel eigentlich so beim Studium an der Berliner DFFB gelernt hat.

Das Berliner Leben jedenfalls inszeniert sie in bonbonbuntem Komödienlook und quecksilbrigem Erzähltempo. Eine hübsche Einlage kommt vom greisen letzten Playboy Rolf Eden. Das passt, der war ja auch immer gut zu Vögeln. Er sitzt als Kneipengast am Tresen von Jacobs Hipsterbar und macht, was er immer macht: Rolf Eden sein und für die Damen Schampus bestellen.Gunda Bartels

"Gut zu Vögeln" läuft in elf Berliner Kinos

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