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Kultur: Im Reich des großen Irgendwie

KINO

Was stellt sich der Mitteleuropäer unter Island vor? Ein kaltes Land voll Fischfabriken und Alkoholikern, schwerblütig und sonnenarm. Stimmt alles, suggeriert Salt , das Spielfilmdebüt des Amerikaners Bradley Rust Gray (in Berlin: OmU im fsk am Oranienplatz). Und stimmt irgendwie doch nicht. Dieser Film lässt überhaupt alles im Reich des großen Irgendwie schweben.

Die Geschichte ist schnell erzählt, könnte man sagen – aber nur selten bekommt man so wenig Plot pro Filmrollenmeter zu sehen. Hildur ist unterwegs nach Reykjavík, zusammen mit Aggi, dem Freund ihrer Schwester. Die beiden bleiben auf einem Rastplatz hängen. Und schlagen ihr Zelt dort auf. Trinken Bier. Langweilen sich. Langweilen einander. Und finden schließlich irgendwie zusammen, beinahe jedenfalls, aber am Ende dann doch nicht, irgendwie.

Laut Regisseur Gray ist „Salt“ komplett mit Laienschauspielern besetzt, viele der Szenen seien ohne Drehbuchvorlage entstanden. Man glaubt es aufs Wort; dazu passt die fahrige Handkamera. Schlüssig wirkt diese Dogma-Ästhetik dann, wenn Hildur und Aggi per Videokamera eine Art Reisetagebuch aufzeichnen. Wenn die beiden dagegen im Bild sind, fragt man sich angesichts des Gewackels bloß. wer denn der dritte Kamera-Dilettant im Bunde sei. Mühsam findet man sich ein in diese Liebesgeschichte, die so spröde erzählt ist, dass man die Liebe in ihr erst spät entdeckt. Dann ahnt man, dass da doch ein Zauber sein könnte in diesem grauen Mitternachts-Sonnenlicht. Und dann glaubt man, dass auch diese zwei blassen jungen Menschen ein bisschen schön sind – wenn man nur lang genug hinsieht.

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