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Kultur: In Barenboims Wohnzimmer Ein Klavierereignis

mit dem Maestro.

Eigentlich steht er den ganzen Februar lang mit Mozarts „Le nozze di Figaro“ am Pult der Staatskapelle, doch nun hat Daniel Barenboim mal schnell eine Klaviermatinee mit Schubert-Sonaten eingeschoben. Ein begeistertes Publikum im krachend vollen Schiller-Theater weiß er damit prächtig zu unterhalten – vor allem mit kleinen, zwischen witzigen Bemerkungen lässig hingeworfenen „Moments musicaux“ als Zugaben. Wer vermöchte dem Charme des Maestros zu widerstehen. Auf dem dicht bestuhlten Podium rund um den Flügel herum könnte man sich fast fühlen wie bei Barenboims im Wohnzimmer.

Mit ausgefeilter Klavierkunst hat das alles nur ansatzweise zu tun. Zwar stellt sich auch im großen Raum sofort intime Atmosphäre ein, wie geschaffen für Schuberts G-Dur-Sonate. Doch Barenboim lotet ihr Ausdrucksspektrum zwischen lyrisch fließenden Flächen und jähen Ausbrüchen kaum aus. Im weich verschwommenen Piano, vom linken Pedal zusätzlich gedämpft, keimen traumverlorene Motive auf. Doch schmerzhaft aufbäumen dürfen sie sich nicht – dazu ist das Forte zu schmal und zu teigig, der Zugriff zu vorsichtig. An dieser einseitigen Dynamik zerbricht die Spannung, zumal sie auch rhythmisch – etwa in den ersten Punktierungen des Themas – nicht immer eingelöst wird.

Auch in der dramatischeren c-Moll-Sonate bessern sich die Dinge nicht. Barenboim schöpft aus dem Fundus seines großen Könnens – und das schließt wunderschöne Momente ein, etwa wenn am Beginn des Adagios endlich ein tragendes, reich abgestuftes Piano erklingt, schwebende Diskanttöne folgen. Doch bei allen heikleren Partien – Sprüngen, Oktaven oder Läufen – zeigen sich zahlreiche Ungenauigkeiten: Auch einen vermeintlich unvirtuosen Schubert sollte man gelegentlich up to date bringen. Isabel Herzfeld

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