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Das Salz der Erde. Ein Bauer an seinen Wasserbecken.

© Trigont Film

Indische Doku "My Name is Salt": Plackerei statt Poesie

„My Name is Salt“, eine eindrucksvolle Dokumentation zeigt das harte Leben indischer Salzbauern.

Da ist nichts. Nur aufgeplatzte Erdschollen, flirrende Luftschichten hoch oben und dazwischen ein paar gestrandete Boote. Und doch ist da was, kommt da was angefahren. Ein windschiefes Gefährt, das sich als Trecker samt Anhänger entpuppt. Voll gepackt mit Leuten und Bündeln. Sie halten, laden ab, richten sich ein, graben die Erde auf. Barfuß und mit bloßen Händen. Sie finden Schlamm, hügelweise Schlamm, zusammengerollte Schläuche, Plastikfässer und eine Maschine. Sie reinigen das Ding, verkabeln es mit einem Kanister Diesel, und nach einigem Stottern springt sie tatsächlich an, die schlammgeborene Wasserpumpe.

Ihr mechanisches Klopfen wird nun für acht Monate zum Herzschlag einer indischen Salzbauernfamilie. Sanabhai, seine Frau Devuben, der Großvater und die beiden Kinder arbeiten im westindischen Rann of Kutch, einer Salzwüste, die seit Generationen Jahr für Jahr 40 000 Familien anzieht. Sobald der Monsun vorüber und das Wasser getrocknet ist, verlassen sie ihre Dörfer und legen in der baumlosen Ödenei Salzbecken an, pflegen die Lake, rechen und ernten die schneeweißen Kristalle, verkaufen sie, buddeln Schläuche, Fässer und Maschine ein und verlassen mit dem ersten Regen die Salzwüste, die zum Meer wird.

Die indische Regisseurin Farida Pacha und der deutsche Kameramann Lutz Konermann dokumentieren dieses harte, ehrwürdige Geschäft im unpathetischen Stil stiller Beobachter. „My Name is Salt“ ist ein Dokumentarfilm, wie er sein soll: unkommentiert, vorbehaltlos, empathisch und dabei sachlich. Weder eine schmucklose Sozialreportage über eine unbekannte, auch mit Sonntagsausflug und Schulunterricht verbundene Lebens- und Arbeitswelt, noch ein erbaulich inszenierter Kulturfilm, der Poesie behauptet, wo nur alltägliche Plackerei ist. An Mühsal und Plagen ist das Salzbauernleben wahrlich reich. Aber auch an Würde und Schönheit, die entsteht, wenn Menschen eine Arbeit mit selbstverständlicher Hingabe tun. Gewiss, die Bilder, für die Lutz Konermann mit dem Deutschen Kamerapreis 2014 ausgezeichnet wurde, lassen manches Detail offen. Wo etwa kaufen die Salzbauern ihre Lebensmittel ein, wenn immer nur der Wasserhändler vorbeikommt? Doch die Konstanten ihres Lebens – die Wüste, das Salz, den Himmel, die Gesichter – fangen sie eindrucksvoll ein.

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