zum Hauptinhalt
Das Kulturquartier Silent Green, die Zentrale des 21. Internationalen Literaturfestivals Berlin

© Doris Spiekermann-Klaas

Internationales Literaturfestival Berlin: Beim Lesen gewinnt man immer

Die Kunst des Schreibens: Heute startet das Internationale Literaturfestival Berlin mit einer Rede der französischen Schriftstellerin Leila Slimani.

Als vergangenes Jahr das Internationale Literaturfestival Berlin startete, sprach Festivalleiter Ulrich Schreiber von einem „kleinen Wunder“. Der Grund dafür war klar: die Corona-Pandemie, deren zweite Welle sich nach einem relativ entspannten Sommer gerade zu erheben begann.

Dieses Jahr ist die Situation im Grunde ähnlich, mitten in der vierten Welle, kurz vor einem Herbst, der bezüglich der Pandemie-Entwicklung ungewisser nicht sein könnte.

Man muss also vermutlich abermals von einem kleinen Wunder reden, wenn am Mittwochabend im Silent Green in Wedding die französische Schriftstellerin Leila Slimani die Eröffnungsrede für das zum 21. Mal stattfindende Internationale Literaturfestival halten wird.

Die Leipziger Buchmesse ist trotz ihrer Verlegung in den späten Mai dieses Jahr dann doch abgesagt worden; auch hinter der Frankfurter Buchmesse Ende Oktober stehen trotz aller Bemühungen der Messe-Verantwortlichen, aller festen Vorsätze der Buchbranche, diese auch wirklich und mit einem 25 000er- Publikum stattfinden zu lassen, viele Fragezeichen; am Ende könnten die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und eben viele neue Corona-Fälle dem Ganzen abermals eine Absage herbeiführen.

Geräuschlose Vorbereitung

In Berlin sind dazu im Vergleich geradezu geräuschlos alle Vorbereitungen für eine weitere Ausgabe des Literaturfestivals getroffen worden. So können bis zum 18. September wieder zahlreiche Lesungen in der Stadt stattfinden: vor Ort mit Publikum zum einen, unter den gegebenen Maßnahmen zur Pandemieeindämmung, in diesem Fall 3 G. Und digital zum anderen, Stichwort Hybridfestival.

Es sind dann auch wieder große Namen der Literatur vertreten, das Digitale macht es mitunter möglich. So wie beispielsweise Georges-Arthur Goldschmidt, der gerade ein sehr bewegendes, aber auch analytisches Buch über seinen vier Jahre älteren Bruder und dessen Leben geschrieben hat, als Abschluss seines jahrzehntelangen autobiografischen Projekts.

Oder Christian Kracht, der in der Philharmonie liest und dort von seinem Verleger Helge Malchow vorgestellt wird. Oder Tayari Jones, die aus ihrem 2002 erschienenen Debütroman „Das Jahr, in dem wir verschwanden“ lesen wird, aus den USA live zugeschaltet.

Es kommen zum Beispiel auch Eva Menasse, Judith Hermann, Helga Schubert und Hervé Le Tellier. Oder, nicht zu vergessen: C Pam Zhang, die ihren in den USA umjubelten (unter anderem von Barack Obama), vergangenes Jahr für den Booker Preis nominierten Western „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ vorstellt und dafür aus den USA angereist ist (siehe auch nebenstehendes Interview mit der Autorin).

Wichtig: das Kinder- und Jugendliteraturprogramm

Man könnte jetzt viele weitere Namen nennen, so üppig ist das Programm geworden. Was natürlich den Haken hat: Es ist alles kaum zu schaffen. Und, auch ein kleiner Haken, schon immer bei diesem Festival: Man verliert leicht den Überblick. Weniger bei den Autoren und Autorinnen, die aus ihren zumeist neuen Büchern lesen, sondern vielmehr bei den vielen Reihen, die es sonst noch im Programm gibt.

Es geht zum Beispiel um Identitätspolitik und Wokeness. Oder um „words of love and hate“, um Frauenhass vs Female Empowerment. Oder Autoren und Autorinnen wie Hilmar Klute, Ijoma Mangold, Judith Hermann und Anne Weber geben in der Reihe „The Art of Writing“ Einblicke in ihre Schreibwerkstatt.

Auch eine Graphic-Novel-Reihe gibt es, genauso ein internationales Kinder- und Jugendliteratur-Programm. Letzteres liegt nicht nur Berlins Kultursenator Klaus Lederer sehr am Herzen. Denn diese Reihe sei deshalb so wichtig, so Lederer in seinem Grußwort, „weil wir die Lesekompetenz dringend fördern müssen. Und das Lesen im  Konkurrenzkampf um die Freizeitgestaltung von Kindern nicht verlieren darf.“ Bei diesem Programm müsste das Lesen zumindest für die Dauer des Festivals den Kampf locker gewinnen. gbar

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false