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Ateez bei ihrem Auftritt in Berlin.

© KQ Entertainment

K-Pop-Band Ateez live in Berlin: „Wir machen das alles für euch“

Es ist Zeit für die jüngere Garde der K-Pop-Bands. Acht Boys zeigten gestern in der Benz-Arena, dass K-Pop durchaus mit Testosteron arbeiten kann.

Von Daniel Koch

Koreanischem Pop wird außerhalb von asiatischen Ländern oft vorgeworfen, er habe ein hohes Cringe-Potential. Das kommt dann oft von Boomern, die meinen, dass die Baumwollhemden und das lautstarke Leiden zu breitbeinigen Gitarrenriffs in den 90er-Jahren weniger drüber gewesen wären, – eine Behauptung, die ohne den verklärten Blick der Teenager-Zeit nicht wirklich zu halten ist.

Und trotzdem: Wenn eine Band wie Ateez beschließt, dass die Fans „Atiny“ genannt werden, schüttelt es einen schon kurz. Das Wort wird übrigens „Ateeny“ gesprochen – was die Sache nur bedingt besser macht. Vor allem, weil viele Fans das Teenageralter schon hinter sich haben.

Die Energie des K-Pop dreht selbst piefige Hater um

Sobald man dann aber in den wild über den Mercedes-Benz-Platz wuchernden Einlass-Schlangen steht und den Vibe der „Atiny“-Crowd spürt, schämt man sich dafür, das Wort überhaupt cringe zu finden. Die positive Energie einer K-Pop-Crowd ist und bleibt einfach schwer zu toppen und dreht selbst piefige Hater um.

Ateez debütierten in ihrer südkoreanischen Heimat im Jahr 2018 und haben seitdem einen erstaunlichen Weg hingelegt. Das Konzert am Dienstagabend in der Mercedes-Benz-Arena war ausverkauft, am zweiten Abend geht die Produktionsfirma KQ Entertainment mindestens von einer 80-prozentigen Auslastung aus. Bevor die Show beginnt, wird eine Botschaft an die Fans auf Koreanisch und Englisch verlesen, die mit einer Formulierung endet, die K-Pop ganz gut im Kern trifft: „We dedicate ourselves to you. All this is for you.“

Mönch-ähnliche Kapuzenroben

Als Hongjoong, Seonghwa, Yunho, Yeosang, San, Mingi, Wooyoung und Jongho endlich auftauchen, gibt es kein Halten mehr im Publikum. In Mönch-ähnlichen Kapuzenroben schreiten sie zu den martialischen Drums von „New World“ auf die Bühne – umringt von ebenfalls verhüllten Tänzern. Mit Leuchtstäben setzen diese das Highlight auf die einzelnen Mitglieder, sobald sie ihren Part singen und die Kapuze abnehmen. So hat die Crowd die Chance, für ihren Bias, – ihren Favoriten in der Band –, zu jubeln.

Was dann folgt ist eine K-Pop-Performance, die hartes Training und eine offensichtliche Freude an der „Arbeit“ verbindet. Songs wie „The Ring“, „Cyperpunk“ und „Guerilla“ bieten dabei jedem Idol seine Bühne. Da gibt es den fast punkigen Mingi, der auch bei einer Hardcore-Band als Shouter einspringen könnte. Den verschmitzt schönen Seonghwa, der bei den Publikumsansprachen den Charmeur gibt. Den cuten Yeoasang, der die Masse besonders hochtönig jubeln lässt. Und den kantigen San, der mit seinem Swag auch bei „Magic Mike“ anheuern könnte.

Die „großen“ treibenden Ateez-Singles sind dabei allesamt so angelegt, dass jeder der acht Performer den perfekten Entrance bekommt. Viele Songs widerlegen dabei das Vorurteil, „Boybands“ müssten schmonzigen Pop machen. Die acht Ateez zeigen eher, dass K-Pop eben auch mit Testosteron und Sex-Appeal funktionieren kann – selbst, wenn die Idols das niemals zugeben würden. Aber wenn San sich durch die Haare streicht und in die Kamera schaut, dann dürften auch die männlichen Heten mal kurz schwach werden.

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