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Kultur: Kasper König als Wunschkandidat für Poetters Nachfolge

Die Kunststadt Köln hat es schwer. Erst laufen ihr die Künstler und Galeristen in Richtung Berlin davon.

Die Kunststadt Köln hat es schwer. Erst laufen ihr die Künstler und Galeristen in Richtung Berlin davon. Dann wird auch noch der erst zweieinhalb Jahre zuvor ans Museum Ludwig geholte Direktor Jochen Poetter von der neuen Kulturdezernentin wegen Profillosigkeit vor die Tür gesetzt. Da wird es Zeit, dass die Kölner wieder etwas mehr Glück in Sachen Kunst haben, denn nach wie vor ist ihre Stadt der deutsche Messeplatz Nummer eins.

Die Rettung scheint bereits in Sicht - in Gestalt des renommierten Frankfurter Ausstellungsmachers Kasper König, den nun auch die Berufungskommission einstimmig zu ihrem Wunschkandidaten für Poetters Nachfolge gekürt hat. Einen Besseren könnten sie weit und breit nicht finden, wenn er auch genuin kein Museumsmann ist. Per Pressemitteilung wurden sogleich die durchweg lobenden Stellungnahmen der nicht weniger prominenten Kommissionsmitglieder an die Öffentlichkeit gebracht. Der rote Teppich ist also ausgerollt.

Kasper König weiß die Gunst der Stunde zu nutzen, indem er Forderungen stellt: vier neue Stellen für das Museum Ludwig, drei Millionen Mark für Ankäufe, eine Million für Ausstellungen. Das scheint angemessen angesichts der auf den neuen Direktor wartenden Aufgabe, nach Auszug des Wallraf-Richartz-Museums 10 000 Quadratmeter allein bespielen zu müssen. Die Verhandlungen sind eröffnet, und man kann König und den Kölnern nur wünschen, dass den gestellten Bedingungen auch entsprochen wird. Die Aussichten sind günstig, denn eines hat man am Rhein jetzt begriffen. Es reicht nicht, wenn Politiker Kunst und Kultur als Aushängeschild für ihre Stadt benutzen, sie müssen auch etwas dafür tun: finanziell und durch mutige Berufungen. Davon könnten die Berliner lernen, die sich im Hamburger Bahnhof ein Museum für Gegenwart ohne eigenen Direktor leisten. Die handzahme Lösung oder die hauseigene Improvisation tragen weder in Köln noch in Berlin auf Dauer. Umso gespannter darf man sein, wem der Martin-Gropius-Bau, Berlins wichtigstes Ausstellungshaus, nach dem Abtragen der "Sieben Hügel" anvertraut wird.

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