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Kultur: Kein schöner Zug

„Woran es fehlt, ist der Respekt vor dem künstlerischen Schaffen, zu dem nur wenige berufen sind“, schrieb Ernst Osthaus, Hagener Bankier, Mäzen und Gründer des Folkwang-Museums in seinem Beitrag „Der Bahnhof“ für das Jahrbuch des Deutschen Werkbundes von 1914. Unter dem Generalthema „Der Verkehr“ handelt das – zu Recht berühmte – Jahrbuch von einer zeitgemäßen künstlerischen Gestaltung aller Verkehrsmittel.

„Woran es fehlt, ist der Respekt vor dem künstlerischen Schaffen, zu dem nur wenige berufen sind“, schrieb Ernst Osthaus, Hagener Bankier, Mäzen und Gründer des Folkwang-Museums in seinem Beitrag „Der Bahnhof“ für das Jahrbuch des Deutschen Werkbundes von 1914. Unter dem Generalthema „Der Verkehr“ handelt das – zu Recht berühmte – Jahrbuch von einer zeitgemäßen künstlerischen Gestaltung aller Verkehrsmittel.

Um die bemüht sich auch Meinhard von Gerkan, Prinzipal des Hamburger Architekturbüros gmp; 1996 gewann er den Wettbewerb zur Gestaltung des Bundesbahn-Zuges „Metropolitan“. Dem ist kein langes Leben beschieden. Am Montag verkündete Bahnchef Mehdorn das Aus für den Versuch, Luftfahrtkomfort in zeitgemäß-zeitloser Formensprache auch der guten alten Eisenbahn mitzugeben.

Der „Metropolitan“ hatte keine Chance. Nur auf einer einzigen Strecke eingesetzt, lediglich drei Mal werktäglich hin- und herfahrend – wie sollte sich da ein Markenprodukt bilden und durchsetzen? Hochwertige, auf lange Nutzung und sogar „würdevolles“ Altern angelegte Materialien gab von Gerkan seinem Eisenbahnwagen mit; gerade so, als habe er sich zuvor bei Osthaus Rat geholt. Bei Mehdorn ist mit „künstlerischem Schaffen“ kein Blumentopf zu gewinnen, das hat der Kanzlerfreund schon bei der Amputation des – gleichfalls von Gerkan entworfenen – Lehrter Bahnhofs in Berlin exerziert. Die Gestaltung der industriellen Welt war einst das Anliegen des Werkbundes. Bei der Deutschen Bahn ist derlei nur mehr Ausschussware.

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