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jumper

© Kinowelt

Film: Raus hier

Zu kurz gesprungen: Doug Limans „Jumper“ mit einem unsympathischen Hayden Christensen in der Hauptrolle und einer wirren Handlung ohne Herz und Verstand.

Wenn man sich an jeden Ort der Welt versetzen könnte, es gäbe viel zu sehen. Man könnte sich nach Asien beamen. Oder auf den Mond. Oder vielleicht nach Hollywood. Und sei es nur, um einmal zu erleben: Wie verdirbt man ein hoffnungsvolles Filmprojekt? Und: Was geht in einem Casting Director vor, der die Jungdumpfbacken Hayden Christensen und Rachel Bilson für Hauptrollen ernsthaft in Erwägung zieht?

Steven Goulds Science-Fiction-Roman „Jumper“ (1992) erzählt von einen Jungen, der sich binnen Sekunden sonst wohin teleportieren kann. Das Besondere an „Jumper“ ist sein fast intimes Szenario: die Coming-of-Age-Geschichte eines vom Vater misshandelten Jungen, der seine Kräfte entdeckt und aus einem hoffnungslosen Leben ausbricht. Ohne Fabelwesen, Lichtpistolen, Weltraumkreuzer oder Finalschlachten.

Für die Verfilmung haben drei Drehbuchautoren unter Mitwirkung von Gould eine Mythologie hinzuerfunden und das Drama zum Thriller gemacht: Die „Paladins“ jagen und töten die „Jumper“ schon seit dem Mittelalter, denn „nur Gott darf überall sein“. Einzelgänger flieht vor Geheimorganisation, und der Rest der Welt weiß von nichts – einen ähnlichen Stoff hat Doug Liman bereits in einen aufregenden Film verwandelt („The Bourne Identity“). Mit „Jumper“ wäre Ähnliches möglich gewesen.

Die reizvolle visuelle Idee des Romans hätte sich im Film gut ausschlachten lassen: Menschen (und anderes) stürzen in ein Bild, in das sie nicht gehören. Doug Liman gelingen aber nur wenige hübsche Vignetten – richtig gut sind nur die ersten zehn Minuten, wenn der junge Außenseiter David Rice seine Fähigkeiten entdeckt. Doch kaum sind nach einem Zeitsprung die Teenager durch Erwachsene ersetzt, wünscht man sich für den Rest des Films an den Anfang zurück.

Hayden Christensen und Rachel Bilson sind ein verblüffend unsympathisches Liebespaar in einer wirren Handlung ohne Herz und Verstand. Samuel L. Jackson als weißhaariger Paladin tut, was er tun muss (wer sonst könnte mit einem Sprüh-Deo fuchteln, als sei es die coolste Sache der Welt?). Wirklich sehenswert ist nur Jamie Bell („Hallam Foe“) als der erfahrene, aber undurchsichtige Jumper Griffin. Zu wenig. Sebastian Handke

In 17 Berliner Kinos; Originalversion im Cinestar Sony-Center

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