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Kölner Dom: Meisner: „Das Fenster passt nicht in den Dom“

Wo selbst ein frohmutiger Kölner keinen Spaß versteht gibt es wohl wirklich nichts zu lachen. Und worüber der Kölner so gar nicht lachen kann? Über Nörgeleien in Sachen Kölner Dom.

Da kocht die Kölsche Volksseele hoch, wenn jemand ihren Dom kritisiert. Ausgerechnet Kardinal Joachim Meisner, der Erzbischof von Köln, hat das jetzt gewagt. Schon zum Einweihungsgottesdienst für das neue, von Gerhard Richter entworfenene Kirchenfenster, war er am vergangenen Sonnabend nicht gekommen. Zeitprobleme, hieß es, der Erzbischof habe seine Polenreise schon länger geplant. Dann jedoch stellte sich heraus, dass der Kirchenmann die bunte Pixelei im Gotteshaus nicht leiden kann und der Termin nur vorgeschoben war. Gestern nun brach es aus ihm heraus, gegenüber „Express“ ließ er am Rande einer Veranstaltung ausgerechnet in Düsseldorf, Kölns klassischer Rivalin, seinem Herzen freien Lauf: „Das Fenster passt nicht in den Dom“, konstatierte er knapp. „Es passt eher in eine Moschee.“

Das sitzt. Doch Meisner tut sich damit keinen Gefallen. Er stellt sich nicht nur gegen die durchweg positive Resonanz – wobei Eigensinn auch einem Erzbischof gut ansteht. Er offenbart auch seine Ahnungslosigkeit, was christliche Kunstgeschichte betrifft. Nicht nur im Islam, auch hier gibt es das Ornament seit jeher. Die vom Kardinal offenbar bevorzugte Gegenständlichkeit ist eine Variante der Kirchenfensterkunst. Zugleich watscht er die Muslime und die maurische Formensprache ab. Als sei ornamentale Kunst beliebiger als figürliche Glasmalerei – und weniger wert.

Hinter der ästhetischen Rangelei zwischen Erzbischof und Domkapitular, das den Auftrag an Gerhard Richter vergab, verbirgt sich ein weitaus längerer Streit. Der aus Schlesien stammende Kardinal mit dem konservativen Kunstgeschmack ist zwar das geistige Oberhaupt des Erzbistums, doch im Dom hat er nichts zu kamellen, wie es auf gut Rheinisch heißt. Die Kölner sitzen den Konflikt seit Jahrhunderten aus. Sie wissen: Kardinäle kommen und gehen, der Dom bleibt.

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