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Die „Sieben Schwaben“ von dem Bildhauer Hans-Georg Damm stehen am Fehrbelliner Platz.

© Michael Bienert

Kolumne „Berliner Trüffel“, Folge 38: Die „Sieben Schwaben“ vom Fehrbelliner Platz

Die wilden Blechkerle des Bildhauers Hans-Georg Damm bedrohen schon seit 1981 das Wilmersdorfer Rathaus. Ein Verkauf nach Stuttgart wurde abgewendet.

Eine Kolumne von Michael Bienert

In bester Laune trotzen sie auf dem Mittelstreifen am Fehrbelliner Platz dem tosenden Verkehr: der Herr Schulz vorneweg, der Jackli, der Marli, der Jergli, der Michal, der Hans und der Veitli. Die wilden Kerle aus Stahlblech schleppen eine fünf Meter lange Hellebarde, deren Spitze gefährlich in Richtung des Wilmersdorfer Rathauses zeigt. Wollen sie dort den die Amtsschimmel das Fürchten lehren? Zur Senatsbauverwaltung am Fehrbelliner Platz hätten sie es auch nicht weit.

Das Kunstamt Wilmersdorf bewies jedenfalls Sinn für Humor, als es 1981 die „Sieben Schwaben“ des Bildhauers Hans-Georg Damm genau dort aufstellen ließ. Später setzte sich der aus Schwaben stammende frühere Verleger und Herausgeber des Tagesspiegels Franz Karl Maier mit einer Spende von 50.000 Mark dafür ein, einen Verkauf der Skulptur nach Stuttgart abzuwenden. In West-Berlin stellten die Schwaben nach den Türken eine der größten Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund, schon weil man hier von der Wehrpflicht befreit war.

Mit der Militanz der sieben Spießgesellen, die sich anschicken, die Welt zu erobern, ist es auch im Märchen der Brüder Grimm nicht weit her. Schon ein brummelndes Insekt jagt ihnen derart Angst ein, dass sie Reißaus nehmen. „Stoß zu in aller Schwabe Name, sonst wünscht i, dass ihr möchte erlahme“, feuert der Hinterste seine Vordermänner an, als es gegen einen Hasen geht. Der dann zur Erleichterung des Frontmanns aufgeschreckt davonhoppelt: „Potz, Veitli, lueg, lueg, was isch das? Das Ungeheuer ischt a Has.“

Einen richtigen Schrecken aber jagte das 25 Tonnen schwere Kunstwerk der Verkehrspolizei und Verkehrsverwaltung ein. Zu groß sei die Gefahr, befanden die Ordnungshüter, dass eines Tages jemand von der Fahrbahn abkommen und aufgespießt werden könnte, ein Motorradfahrer auf der Überholspur zum Beispiel. Erst nachträglich wurden die schweren Jungs auf ihren meterhoher Betonsockel gehoben. Damit es richtig rummst, sollte es je zu einer Kollision zwischen Blechkunst und Blechlawine kommen.

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