zum Hauptinhalt
Das Teatro Petruzzelli in Bari

© Diana Cimino Cocco/Wikimedia Commons

Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 49): Vorhang zu, Fragen offen

Notizen einer Italien-Reise (II): Im Vergleich zu Deutschland ist die Zahl der Opernaufführungen in Italien enttäuschend dürftig. Das war nicht immer so. Allein in Bari gab es mal drei Musiktheaterbühnen.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

In Bari sind wir nicht in den Genuss eines Opernabends gekommen. Sicher, bei unserer großen Italienrundreise waren meine Frau und ich vor allem auf den Spuren der Römer unterwegs, wir wollten Renaissancekunst erleben, durch alte Gassen streifen, historische Palazzi besichtigen. Ein Musiktheatererlebnis aber wäre - im Geburtsland der Oper! - natürlich willkommen gewesen.

Doch das Angebot ist dünn. Was am Stagione-Prinzip liegt. Anders als in Deutschland, wo auch die kleinsten Bühnen ein breites Repertoire anbieten, wird in Italien traditionell jeweils nur ein Stück nach dem anderen gezeigt. In der Oper bedeutet dies zumeist: Drei bis sechs Vorstellungen, dann ist die Produktion abgespielt.

Das Angebot ist dünn

Und bis zur nächsten Premiere vergehen gut und gerne drei, vier Wochen, während denen sich der Vorhang gar nicht hebt, außer vielleicht mal für ein Konzert. In Florenz hatte die Saison noch nicht begonnen, als wir da waren, in Bologna war eine Serie von Donizettis „Liebestrank“ gerade zu Ende gegangen, in Rom fand die Premiere von Arrigo Boitos „Mefistofele“ just an dem Tag statt, als wir wieder abreisten.

Auf unserer südlichsten Station, in Bari, hätten wir immerhin Ballett erleben können, den „Nussknacker“ – doch alle fünf Abende waren bereits ausgebucht, als wir auf die Website des Teatro Petruzzelli schauten. Immerhin konnten wir eine Führung machen durch den 1903 eröffneten Prachtbau, der mit 1500 Plätzen das viertgrößte Opernhaus des Landes ist.

Dabei erfuhren wir auch eine witzige Anekdote: Die Brüder Petruzzelli, Bauunternehmer, die das Theater privat finanzierten, hatten sich von der Stadt zusichern lassen, dass in Bari keine weitere Bühne gebaut werden dürfe. Daraufhin errichteten ihre Konkurrenten das Teatro Margherita im Wasser, auf Pfählen, direkt an der Uferpromenade.

Nur kurz wurde dort allerdings Musik gemacht, viel länger hat das Haus als Kino gedient. Nach Leerstand und Verfall ist schließlich ein Museum für moderne Kunst eingezogen. Und noch ein drittes Opernhaus besitzt Bari: Im Teatro Piccinni von 1854, dem traditionsreichsten der Stadt, finden heute aber ausschließlich Pop- und Rockkonzerte statt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false