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Der Musikmanager Joe Chialo soll CDU-Kultursenator werden. 

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Kolumne „Ländersache“ (Folge 16): Kompetenz vor Parteibuch

Wenn Joe Chialo als Quereinsteiger neuer Berliner Kultursenator wird, ist er gut beraten, sich jemanden an die Seite zu holen, der sich sowohl mit Hochkultur als auch mit Verwaltung auskennt.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Die Zukunft des CDU-Kultursenators in spe liegt in den Händen der SPD-Basis. Nur wenn die Mitglieder der Berliner Sozialdemokraten mehrheitlich für den rot-schwarzen Koalitionsvertrag stimmen, kann Joe Chialo auf dem Chefsessel der Senatskulturverwaltung in der Brunnenstraße Platz nehmen.

Viel Arbeit liegt dann vor ihm. Denn so richtig kennt er sich nur mit der Clubkultur aus, mit Popmusik und der kommerziellen Veranstaltungswirtschaft. Also mit jenen Bereichen der Szene, in die kaum staatliche Gelder fließen. Für alles, was mit subventionierter Hochkultur und den komplizierten Förderkriterien für die Freie Szene zu tun hat, sollte er sich darum tunlichst eine Staatssekretärin an die Seite holen, die sich in diesen Kernbereichen der Kulturpolitik auskennt.

Durchblick im Verwaltungsdickicht

Oder einen Staatssekretär. Jedenfalls sollte bei der Wahl die Kompetenz wichtiger sein als das Parteibuch. Gesucht wird jemand mit der Expertise beispielsweise von Janina Paul: Die Geschäftsführerin des Konzerthauses am Gendarmenmarkt kennt sich aus im bürokratischen Dickicht der Verwaltungsabläufe – und ist gleichzeitig als Teil des Gründungsteams vom Radialsystems bestens mit den Herausforderungen der Off-Szene vertraut.

Richtig attraktiv ist der Posten der Staatssekretärin allerdings nicht, weil die Legislaturperiode ja schon ziemlich angeknabbert ist und der Job nur noch auf dreieinhalb Jahre vergeben wird. Aber Fachleute aus städtischen Institutionen könnten sich für diese Zeit beurlauben lassen, wenn sie Lust haben, Politik mitzugestalten.  

Möglich wäre natürlich auch eine hausinterne Lösung: Konrad Schmidt-Werthern, aktuell Leiter der wichtigen Abteilung I in der Kulturverwaltung, könnte auf den Staatssekretärsposten aufrücken, um dem Quereinsteiger Joe Chialo mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Schmidt-Werthern ist kein verknöcherter Beamter, sondern ein smarter Macher, 49 Jahre, Jurist mit Promotion im Kunstrecht.  

So könnte in der Brunnenstraße gelingen, was jedem Senator, jeder Senatorin am Herzen liegen sollte: Verwalten, gestalten, die heterogene Kulturlandschaft zusammenhalten, nicht spalten.

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