zum Hauptinhalt
Eine Kunst der zarten Töne. Blick in die Ausstellung von Lutz-Kinoy im Burda-Salon.

© Matthew Lutz-Kinoy/Museum Frieder Burda

Ausstellung im Burda-Salon: Komm, lass uns träumen!

Der Burda-Salon in Mitte zeigt die farbenfrohen Werke von Matthew Lutz-Kinoy. Sie verbinden sinnliches Vergnügen und existentielle Abgründigkeit.

Noch nie ist man so gern durch den langen, schmalen Korridor dieser Lernanstalt gegangen. Im dritten Stock der Ehemaligen Jüdischen Mädchenschule hat Matthew Lutz-Kinoy rosa Fäden an der Decke befestigt, an denen rosa Pompons hängen. Ein Teppich in derselben Farbe vervollständigt den Eindruck einer pinken Blase, die einen sanft umhüllt.

Lutz-Kinoy, 1984 in New York geboren und inzwischen in Paris lebend, ist ein Künstler der zarten Töne. Auch seine Bilder im Berliner Salon des Museums Frieder Burda bestechen durch feinste Lasuren von nahezu transparenter Qualität.

Eines davon mit dem Titel „Wings of Flamingos, Camargue“ lässt sich betrachten, indem man auf Tatami-Matten am Boden liegt und an die Decke blickt, wo florale Ornamente ihre Pracht entfalten. Kein Zweifel, Lutz-Kinoy ist weit mehr vom Pariser Fin de Siécle und dessen müder Laszivität geprägt als vom coolen Flair seines zweiten Wohnsitzes Los Angeles.

Der französische Bildhauer Auguste Rodin mit seinen wachsweichen, in Liebe wie Höllenangst ineinander verkeilten Figuren hat ebenso Spuren in den Gemälden hinterlassen wie Lutz-Kinoys Faszination für asiatische Keramik. Seine Wandteller in der Schau beruhen auf einer Kooperation, weitere keramische Objekte laden zur meditativen Betrachtung.

Bevor man nun denkt, die Ausstellung „Window to the Clouds“ sei pures sinnliches Vergnügen, lohnt ein Blick auf die andere Seite der Wirklichkeit. Matthew Lutz-Kinoy kennt auch existenzielle Abgründigkeit. Motive wie „In Exhausted Angel Receives an Announcement in Rodin’s Garden“ (2019) thematisieren queeres Verlangen, Gefahr und die poröse Grenze zwischen Wirklichkeit und subjektiver Wahrnehmung.

Die Ausstellung möchte kurz Schutz gewähren

Zwei dunkle Arme greifen nach einem erschöpften Engel, andere Bilder zeigen die Gärten von Paris als Panorama riesiger, immer schon im Verblühen begriffer Blüten. Die Vergänglichkeit des Schönen ist hier ebenso präsent wie das Schöne selbst.

[Museum Frieder Burda, Salon Berlin, Auguststr. 11–13; bis 5. Juni mit kostenloser Ticketbuchung: museum-frieder-burda.de. Ein negativer Corona-Test ist nötig.]

Welt ohne Außen“ hieß 2018 eine Schau im nahen Gropius-Bau an der der international gefragte Künstler beteiligt war. Es passt zur rosaroten Brille, die Lutz-Kinoy den Besuchern im Salon Burda aufsetzt; gerade in Corona-Zeiten, die ohnehin den Rückzug ins Private propagieren. Seine Ausstellung wirkt da wie ein Bonbon, dass uns diesen Zustand versüßen noch soll.

Doch die „Produktion einer alternativen Realität“, wie der Künstler seine Vorbereitungen zu dieser Ausstellung nennt, verfolgt eine andere Absicht. „Window to The Clouds“, seine erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland, möchte kurz Schutz gewähren. Damit man sich wappnet, ausruht, nachdenkt, um anschließend wieder aufzubrechen. In eine Zukunft, die nicht länger der Gewohnheit entspricht und deshalb auch die Möglichkeit für neue Einsichten bietet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false