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Kultur: Konzerthaus Berlin: Kupplerlieder

Wenn die Eltern gemütlich daheim auf ihrem Biedermeiersofa saßen, und die lieben Kinder gemeinsam Hausmusik machten - vielleicht sind dann wirklich die Lieder von Franz Lachner erklungen. Das würde auch die ungewöhnliche Besetzung für Singstimme, Klavier und Cello erklären.

Wenn die Eltern gemütlich daheim auf ihrem Biedermeiersofa saßen, und die lieben Kinder gemeinsam Hausmusik machten - vielleicht sind dann wirklich die Lieder von Franz Lachner erklungen. Das würde auch die ungewöhnliche Besetzung für Singstimme, Klavier und Cello erklären. Wahrscheinlich spielte eben eine der höheren Töchter Cello, als wohlhabende Eltern diese Lieder beim Schubert-Zeitgenossen Lachner bestellten.

Zum großen Bedauern der Mezzosopranistin Iris Vermillion kennt heute kaum noch jemand diese aparten Schöpfungen, von ihr selber als "Kupplerlieder" bezeichnet. So lernten sich damals die jungen Leute kennen, mit viel Mondschein, der den Verliebten trösten soll, und mit "Vergehen in stillem Weinen". So weit kommt es im Kammermusiksaal des Konzerthauses nicht, denn diese Lieder sind Iris Vermillion ein Herzensanliegen. Immer neue Schattierungen gewinnt sie den leicht sentimentalen Liedern ab, lässt ihre eleganten Melodiebögen aufblühen. Hier funktioniert auch die Kommunikation mit ihren recht grobschlächtig agierenden Begleitern, dem Cellisten Ramon Jaffé und dem Pianisten Andreas Frölich.

Lachner scheint auch ihnen besser zu liegen als Beethoven, mit dessen Cellosonate F-Dur sie zu Konzertbeginn zunächst für wenig Vergnügen sorgten. Zu ungenau blieben die Attacken, zu wenig kantenscharf die Entwicklungslinien. Auch Nikolai Mjaskowskis zweite Cellosonate erwies sich nach der Pause als eher entbehrliche Salonkomposition, der die beiden Instrumentalisten nicht wirklich auf die Beine helfen konnten. Das wirkte wie eine Pflichtveranstaltung, um dem Cellisten noch eine Aufgabe zu erteilen, nachdem er die Lachner-Lieder absolviert hatte. Auch die drei Lieder von Alexander Borodin mit Cello- und Klavierbegleitung stehen rasch unter diesem Verdacht. So hart am Klischee, so voll von russischer Seele, dass man sie fast für Parodien hält. Schuberts "Zwerg" und "Wanderer" op. 4 hingegen gelingen der Sängerin herausragend und mit dramatischem Impetus, "Nacht und Träume" hätte ihr bei sensiblerer Begleitung sicher inniger gelingen können.

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