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Kultur: Krach in Bonn

Bundeskunsthalle wehrt sich gegen Vorwürfe

Im Streit um die Haushaltsführung der Bonner Bundeskunsthalle (KAH) hat sich der kaufmännische Geschäftsführer, Wilfried Gatzweiler, mit einer geharnischten Kritik am Bundesrechnungshof zu Wort gemeldet. Dieser hatte sich vernichtend über die Geschäftsführung der vom Bund mit jährlich 16 Millionen Euro alimentierten Kunsthalle geäußert. Der Rechnungshofbericht wurde auf Wunsch des Haushaltsausschusses des Bundestages angefertigt, der sich in seiner Sitzung vom 23. Mai „entsetzt“ zeigte. Der Geschäftsführung, zu der auch der vorerst beurlaubte künstlerische Intendant Wenzel Jacob gehört, wird eine grob fehlerhafte Arbeit, mangelnde Kostenkontrolle und die Missachtung zahlreicher haushaltsrechtlicher Vorschriften vorgeworfen. Bis ins Detail seziert der Bundesrechnungshof Dienstreiseabrechnungen, Freikarten- und Leistungsvergabe, um daraus Vorschläge zur Beaufsichtigung durch den Kulturstaatsminister als Zuwendungsgeber abzuleiten.

Gatzweiler weist die Vorwürfe nun entschieden zurück. In seinem 50-seitigen, dem Tagesspiegel vorliegenden Schreiben bestreitet er vor allem den vom Rechnungshof beanstandeten, über sechs Jahre hinweg aufgelaufenen Verlust von sechs Millionen Euro. Alle Ausgaben seien „über die Bundeszuschüsse hinaus mit selbsterwirtschafteten Mitteln gedeckt“ gewesen. Auch gegen die ins Einzelne gehenden Beanstandungen wehrt Gatzweiler sich. So bezweifle er, dass der Rechnungshof „über die erforderliche Fach- und Sachkompetenz verfügt, das erforderliche Reisevolumen der KAH auch nur annähernd sachgemäß einzuschätzen bzw. zu kritisieren“.

Die Reaktion Gatzweilers offenbart unheilbare Risse im Personalgefüge. Seinem Intendanten und Kogeschäftsführer Jacob bescheinigt er eine „stark egozentrierte Persönlichkeitsentfaltung“ und rügt dessen „hochproblematisches alleiniges Finanzgebaren“. Kurzum: „Wenzel Jacob und ich lieben uns nicht.“ Gatzweiler teilt mit, er habe ohnehin zum Jahresende gekündigt. Auch mit dem Vertreter des Kulturstaatsministers, Hermann Schäfer, den er als Leiter des Hauses der Geschichte in Bonn und Nachbarn an der „Museumsmeile“ über viele Jahre hinweg bestens kennt, geht Gatzweiler hart ins Gericht. Schäfer habe „aufklärende Gespräche“ abgeblockt und eine rufschädigende Durchsuchung der Geschäftsräume veranlasst. Insgesamt, so Gatzweiler, hätten „die Massivität und Tragweite der Unkorrektheiten gegen die KAH, gegen (...) mein Amt und gegen meine Person ein Vertrauensverhältnis aus meiner Sicht nachhaltig erschüttert“.

Die Bundestagshaushälter haben den Kulturstaatsminister aufgefordert, bis zum 15. Juni die Vorwürfe des Rechnungshofes „unter allen rechtlichen Gesichtspunkten zu prüfen“. Nicht nur Wenzel Jacobs Zukunft, sondern die der KAH insgesamt steht infrage. Bernhard Schulz

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