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Krimikomödie: 1000 Seelen und eine Leiche

Die Krimikomödie „Who killed Marilyn?“ spielt in einem verschneiten Kaff im Jury-Gebirge. Die dortige Provinzschönheit Candice Lecoeur kommt auf mysteriöse Weise ums Leben - ihr Schicksal ähnelt dem von Marilyn Monroe auf verblüffende Weise.

Der 5. August 1962 war der vielleicht wichtigste Tag in der Karriere der größten Filmikone des 20. Jahrhunderts. Nicht für Norma Jeane Mortenson, die an diesem Tag mit 36 Jahren unter dubiosen Umständen starb, sondern für ihr Alter Ego Marilyn Monroe. Erst ihr Tod machte die Erzählung von der Unsterblichkeit und der Unmöglichkeit des amerikanischen Traums perfekt. Die Marilyn-Inkarnation Candice Lecoeur in „Who killed Marilyn?“ sagt es so: „Selbst tot bin ich noch die heißeste Frau der Gegend.“

Pünktlich zum 50. Todestag kommt mit „Who killed Marilyn?“ nun eine Krimikomödie ins Kino, die sich mit den Verschwörungstheorien rund um Monroes Tablettensuizid befasst. Zumindest indirekt: Der Film des französischen Regisseurs Gérald Hustache-Mathieu spielt nicht in Hollywood, sondern an einem Ort, der so ziemlich das Gegenteil einer Traumfabrik ist: im 1000-Seelen-Dorf Mouthe an der Grenze zur Schweiz, dem kältesten Ort Frankreichs. Das verschneite Nest kennt man wegen zweierlei: Da sind der Käse „Belle de Jura“ und die Lokalschönheit Candice Lecoeur (Sophie Quinton), die mit einem lasziven TV-Spot für das Milchprodukt wirbt. DerKrimiautor David Rousseau (Jean-Paul Rouve) gerät nach Mouthe, als kurz zuvor Candices Leiche im Schnee gefunden wurde. Der ideenlose Schriftsteller wittert eine gute Story, begibt sich auf Spurensuche, inspiziert die Leiche, studiert Candices Tagebücher – und erkennt bald, dass die Lebensläufe von Candice und Marilyn Monroe einander frappierend ähneln. Beide waren mit Sportlern verheiratet und später mit Schriftstellern beziehungsweise einem Literaturredakteur liiert. Auch die angebliche Affäre zwischen Monroe und John F. Kennedy weist Parallelen zur Liaison von Candice mit dem Bezirkspräsidenten auf.

Hustache-Mathieus Film kann sich zwischen Liebesgeschichte, Komödie, Psychodram und Krimi nicht recht entscheiden. Immerhin verwandelt sich Sophie Quinton – die schon in Hustache-Mathieus Erstling „Fromme Lüge“ (2006) die Hauptrolle spielte – vor den Augen der Zuschauer glaubwürdig vom schüchternen, brünetten Provinzmädchen in die blonde Sexbombe, die ihrem eigenen Idealbild immer ähnlicher wird. Den Vergleich mit Michelle Williams in „My week with Marilyn“ muss Quinton nicht scheuen: Sie spielt nicht die Monroe, sondern eine Dorfschöne, die im Regionalfernsehen die Wetterfee mimt und zunehmend glaubt, sie sei die Reinkarnation von Marilyn Monroe – und das macht sie verdammt gut. Erik Wenk

Filmkunst 66, Kino in der Kulturbrauerei, Moviemento, OmU: Hackesche Höfe

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