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KUNST Stücke: Horror-Pop

Dunkle Ahnungen befallen den Betrachter in Heike Ruschmeyers Ausstellung „Dunkel“ nicht nur angesichts des Titels. Kleinkinder und Babys sitzen in Gitterbettchen, manche liegen – die Augen allesamt geschlossen.

Dunkle Ahnungen befallen den Betrachter in Heike Ruschmeyers Ausstellung „Dunkel“ nicht nur angesichts des Titels. Kleinkinder und Babys sitzen in Gitterbettchen, manche liegen – die Augen allesamt geschlossen. In einem verwaisten Spielzimmer setzt die Zeit am verstreuten Müll ihre Kruste an. Man denkt an Dunkelmänner und Dunkelziffer, dunkle Mächte und Kanäle. Sichtbar sind sie nicht. Aber im rauen Duktus und den dominanten Schwarz- und Grautönen ist ihre Anwesenheit präsent. „Lalelu“ nennt Ruschmeyer ihre Serie (3500 -10 500 Euro). Die Vorlagen entstammen einem Bildatlas für Gerichtsmediziner und Aufnahmen aus einem rumänischen Kinderheim. Der neutrale Blick, mit dem Ruschmeyer Tabus und Traumata fokussiert, das Changieren zwischen Figur und Abstraktion lässt die Bilder in der Emerson Gallery (Gartenstraße 1, bis 7. Mai) zur Herausforderung werden.

So konsequent Ruschmeyer ihr Thema seit mittlerweile drei Jahrzehnten verfolgt, so radikal ist der jüngste Wandel von Ulrich Kochinke. 2006 begeisterten seine extrem reduzierten Tuschezeichnungen mit ein, zwei Linien und vergnüglichen Wortsentenzen. In der zweiten Einzelausstellung bei Jan-Philipp Frühsorge (Heidestraße 46-52, bis 9. April) verblüfft der 1972 geborene Bildhauer mit altmeisterlicher Handschrift. Geblieben ist der konzeptuelle Ansatz. Science-Fiction trifft auf christliche Themen, alte Drucke und Fotografien korrespondieren mit Mangas oder Anleihen aus der Werbung. Doch was zuvor in den Freiräumen der Phantasie inspirierte, ist jetzt überbordend gefüllt. So nuanciert die großen Bleistiftzeichnungen (je 4500 Euro) sind, so bedeutungsschwer und didaktisch wirkt Kochinkes „Schule ohne Gott“.

Abwegiges aus Horror-Filmen oder Popkultur fließt auch in die Malerei von Jörg Scheibe. Doch noch im dunkel leuchtenden Braun oder Violett finden seine „Disappearer“ bei Hamish Morrison (Heidestraße 46-52, bis 9. April) einen hellen, ironisch-subversiven Grundton. Im Rückgriff auf Kubismus und Futurismus entsteht der Bildraum als simultane Collage, werden Ideen der klassischen Moderne zu gegenwärtiger Formensprache entwickelt. Seltsam fragile Architekturen, verschachtelte Provisorien und zerklüftete Häuser locken (Preise: 1500-10 800 Euro). Ihr Zugang ist allerdings mit Brettern versperrt. Scheibe will „der modernistischen Vorstellung vom Künstler als Forscher, die Positionierung des Künstlers als ‚Heimwerker’ entgegensetzen.

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