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Kultur: Lebensbild in drei Stationen

OPER

Bracke gibt es gleich dreimal, jung, mittelalt, alt: eine Mischung aus Eulenspiegel und Simplicissimus, hervorgegangen aus märkischer Heide und märkischem Sand. Bracke ist Held eines szenischen Oratoriums von Winfried Radeke . Nach der Romanvorlage von Klabund komponierte er eine Musik von dreieinhalb Stunden Aufführungsdauer. Bracke durchläuft nicht nur mehr oder weniger bedeutende Episoden, er soll dabei auch nach dem Sinn seines Lebens suchen, sich mehrmals verlieben, den Krieg und den Kurfürsten bekämpfen, die „neue Zeit“ befördern. Mit diesem Pensum hätte selbst Wagners Siegfried Probleme. Radekes Held scheitert mit dem Unterfangen, sein Publikum in Bann zu ziehen, wenn auch sehr ehrenhaft.

Amparo Kuhlmann hat für die Koproduktion von Chorwerkstatt Berlin , Neuköllner Oper und der Nikodemuskirche eine geschickt verschachtelte Bühne in den Kirchenraum gebaut. Die drei Brackes (Michael Putschli, Andreas Joksch, Robert Wittmers) singen und spielen überzeugend, auch Linda Naumann und Constanze Morelle üben stimmlich erheblichen erotischen Reiz aus. Die Partitur ist atmosphärisch dicht und farbenreich für großes Orchester und ein kontrastierendes Bracke-Ensemble instrumentiert. Chor, Orchester und alle Solisten werfen sich mit Hingabe in die Musik und die zweckmäßige Inszenierung von Tom Quaas. Dennoch schleppt sich das Stationendrama über die Runden. Zum durchschlagenden Erfolg fehlt die straffende Hand eines mutigen Beraters (Nicodemuskirche Neukölln, 28.-30. März, 20 Uhr).

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