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Kultur: Leichte Brise

Frei Otto bekommt den Praemium Imperiale

Zum ersten Mal bekommt ein Deutscher den internationalen Kulturpreis Praemium Imperiale in der Kategorie Architektur. Frei Otto, 1925 in Sachsen geboren, wurde schon lange vor dem Öko-Boom weltberühmt für sein Ideal einer umweltverträglichen Bauweise. Der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der zu den sechs internationalen Beratern des zum 18. Mal vom japanischen Kaiserhaus verliehenen, mit 15 Millionen Yen (rund 100 000 Euro) dotierten Nobelpreises der Künste zählt, gab gestern in der Akademie der Künste auch die weiteren Preisträger bekannt.

In der Vergangenheit waren die Deutschen in der Malerei stark vertreten. Diesmal gewinnt die Japanerin Yayoi Kusama in dieser Kategorie. Ein fliegenpilzartiges, mit Punkten, Kugeln und Spiegeln bestücktes Environment der Künstlerin ist in der Ausstellung „Berlin-Tokyo/Tokyo-Berlin“ in der Neuen Nationalgalerie zu sehen. Ausgezeichnet werden außerdem der amerikanische Komponist Steve Reich, der als Pionier auf dem Gebiet der minimalistischen Musik gilt, die russische Primaballerina Maya Plisetskaya (Musik) und der Franzose Christian Boltanski (Skulptur). Der Förderpreis für junge Künstler geht an das venezolanische Jugendorchesterwerk.

Der 81jährige Frei Otto sagte, dass er das Preisgeld für ein Forschungsprojekt verwenden möchte, bei dem es darum geht, „die Entstehungsprozesse von Neuem in der Kunst irgendwie zu erkennen“. Die interessanteste Form ist für ihn immer die, die es noch nicht gibt. Architektur hat er an der Technischen Universität Berlin studiert und sich dort schon intensiv mit Leichtbauforschung befasst. Seit 1970 ist er Mitglied der Akademie der Künste. Aufgrund seiner Forschungen entstanden die Ausstellungspavillons der IBA in Berlin 1957. Seine Überdachung des Münchner Olympiastadions wurde zum beliebtesten deutschen Gebäude ernannt. Für Japan baute er den Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover aus Papier und Textilien, perfekt fürs komplette Recycling.

Richard von Weizsäcker, sagte, dass ihm unter den Werken Frei Ottos besonders das transparente, eigentlich nur bei Schneefall sichtbare, einem transparenten Schleier ähnelnde Dach über der Voliere im Münchner Tierpark gefalle: „Die Idee, die damit verbunden ist, finde ich faszinierend.“

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