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Zurück zur Natur. „G.F. und D.S. als Gärtner“ (1988, Ausschnitt). Gregor Fußmann ist der Neffe des Malers, Dietmar Spiller ein befreundeter Künstler.

©  Museum Barberini

Klaus Fußmann zum 80.: Liebe zur Landschaft

Klaus Fußmann hat immer unerhört am Zeitgeist vorbei gemalt. Jetzt wird er 80 – und das Museum Barberini widmet ihm eine Ausstellung.

Die Malerei begreift das Wesen der Welt, ändern kann sie nichts. Klaus Fußmann galt manchmal als Pessimist, weil er das früh verstanden und akzeptiert hat. Weiter gemalt hat er trotzdem. Fußmann, der an diesem Samstag 80 Jahre alt wird und dessen Bilder derzeit im Potsdamer Museum Barberini neben denen von Max Beckmann ausgestellt sind, gilt als Spezialist für Schleswig-Holsteinische Landschaften. Das Meer schäumt graublau in seinen Bildern, die Bäume biegen sich im Wind. Küstenstimmung.

Heute wird bei weitem nicht mehr so heftig über Malerei gestritten wie zu Fußmanns aktiver Zeit. Abstrakt oder gegenständlich? Happenings statt Malerei? Das waren in der studentenbewegten Nachkriegsgeneration essentielle Fragen. Klaus Fußmann wurde 1974 Professor für Malerei an der Berliner Hochschule der Künste – obwohl er so unerhört am Zeitgeist vorbeischrammende Dinge malte wie Stillleben und Landschaften und dann – seit seinem Umzug nach Gelting an der Ostseeküste – auch noch Blumenaquarelle! Seine Farben trug Fußmann so dick auf die Leinwand auf, dass er Rosen und Gladiolen eher modellierte als malte. Auf die Frage, was an einem Blumenbild Kunst sein soll, antwortete er „alles“.

„Der Wahn der Malerei“ heißt ein Essayband, den Fußmann 2005 im Siedler Verlag veröffentlichte. Hier versucht er zu ergründen, was Malerei eigentlich ist. 1938 in Velbert im Bergischen Land geboren, hat er im eingemauerten West-Berlin studiert und kennt die Kunstgeschichte nicht nur aus dem ff – er kann auch elegant und unterhaltsam darüber schreiben. In der Ausstellung, die ihm das Museum Barberini zum 80. Geburtstag ausrichtet geht es um „Menschen in der Landschaft“. Denn auch die hat Fußmann im Laufe seiner Karriere gemalt: seine Frau, seine Bekannten, sich selbst im Spiegel mit Pinsel in der Hand. Während Beckmann die Menschen als Schauspieler, Gaukler und Clowns zeigt, stellt Fußmann seine Figuren in die Landschaft zurück, als würde er gärtnern. Farbe, Pinsel und Spachtel helfen ihm, die gekappte Verbindung zwischen Menschen und Natur zumindest ansatzweise wiederherzustellen.

Monumentale Figuren in bedrohlicher Landschaft

Da sind etwa die „Drei Freundinnen auf Beveroe“, die mit steifen Knien in einer Wiesenlandschaft stehen. Zwei blicken in Richtung des Malers, die dritte stapft am rechten Bildrand auf die Büsche zu. Fußmann malt diesen merkwürdigen Moment, in dem zwei sich malen lassen und die dritte nicht. Und er lässt den Betrachter mit dem unguten Gefühl zurück, dass es keinen Grund dafür gibt, dass sich ausgerechnet dieser Moment auf der Leinwand manifestiert.

Es gibt von Fußmann auch Motive mit allegorischen, märchenhaften Zügen. In „Das Opfer“ steht ein Einhorn am Zaun, während der Rauch eines Feuers aufsteigt und daneben Ikarus abstürzt. Wenn das Einhorn für das Gute und Intuition steht, was muss dann dafür ins Feuer? Ein Stück „normales“ Leben, ein Stück Sicherheit, auf die der Künstler verzichtet? Die Potsdamer Schau mit 39 meist großformatigen Gemälden lässt ihn jung wirken, diesen Maler. Die monumentalen Figuren in den bedrohlichen Landschaften mit den tiefen Himmeln haben Kraft, auch wenn sie teils vor 30 Jahren entstanden sind.

Die Schau ergibt ein würdiges Präludium zur Beckmann-Ausstellung in den oberen Räumen. Der eine liebt die Landschaft, der andere die Schatten der Bühne. Romantiker sind sie beide nicht. SAP-Gründer Hasso Plattner, der hinter dem Museum Barberini steht, sammelt Klaus Fußmann schon seit über 30 Jahren. Und auch sonst ist Fußmanns Malerei in wichtigen Sammlungen vertreten. Er war der Erste, der 1996 seine Gemälde – Skizzen deutscher Landschaften, auf Kanzlerwunsch in allen Bundesländern gemalt – im damals von Helmut Kohl bewohnten Bundeskanzlerbungalow in Bonn ausstellen durfte. Auch heute steht Fußmann noch im Atelier oder besser in der Landschaft, er malt gerne plein air. Gerade arbeite er an einem Schneeglöckchenbild, erzählt er kurz vor seinem Geburtstag, der im Schleswiger Schloss Gottorf mit einer großen Ausstellung gefeiert wird. „Die ersten Blumen, nichts Großes.“ Und doch wieder einmal der Anfang von allem.

Museum Barberini, bis 3.6., Alter Markt, Humboldtstraße 5-6, Potsdam, Mo, Mi-So, 10-19 Uhr, Do 10-21 Uhr; am 24.3. um 15 Uhr Sonderführung durch die Ausstellung

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