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Schreib-Waren: Glühende Herzen, kalte Intrigen

Andreas Schäfer beschäftigt sich mit geistigem und buchstäblichem Adel.

Zum Glück gibt es in unserer Stadt auch Literaturveranstaltungen, bei denen es um Literatur geht. Ja, es gibt sogar immer wieder Literaturveranstaltungen, bei denen so etwas Abseitiges wie Lyrik im Vordergrund steht. Preise und Podien für Prosa gibt es zuhauf, Lyrikpreise dagegen wenige. Und wenn es sie gibt, werden sie kaum wahrgenommen. Bei freiem Eintritt lädt die Literaturwerkstatt heute ins Berliner Rathaus (Rathausstraße 15, 20 Uhr), um in einer Art Metaveranstaltung alle Lyrik-Preisträger des letzten Jahres zusammenzubringen und zu würdigen und damit „der Poesie die Bühne zu geben, die sie verdient und braucht, um in Wort und Klang vollends zur Geltung zu kommen“.

Mit dabei sind: der Open-Mike-Lyrikpreisträger Konstantin Ames, Georg-Trakl-Preisträger Michael Donhauser, Peter-Huchel-Preisträger Gerhard Falkner, Leonce-und-Lena Preisträgerin Ulrike Almut Sandig, Ernst-Jandl-Preisträger Ferdinand Schmatz und Barbara Köhler, die den Poesiepreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft zugesprochen bekam. Von Preisträgern ist es zu Stipendiaten nicht weit. Am Donnerstag, den 25.02., stellt die Akademie der Künste (Pariser Platz 4, 20 Uhr) die aktuellen Alfred-Döblin-Stipendiaten vor: Es lesen Nina Bussmann, Emanuel Maeß und Robert Seethaler.

„Ich war Hitlers Schutzengel“ heißt das neue, soeben erschienene Buch von Dieter Kühn. In vier fiktiven Versionen erzählt Kühn von Hitlers Ende. In der ersten Episode gelingt das Attentat, das Georg Elser 1939 im Münchner Bürgerbräukeller verübte. Hitler wird unter Schutt begraben, und Hermann Göring wird Reichskanzler. Wie ein Deutschland unter Göring ausgesehen haben könnte, davon berichtet der Autor am Donnerstag in der Buchhandlung Zauberberg (Bundesallee 133, 20 Uhr).

Auch in dem Gespräch, das – ebenfalls am Donnerstag – zwischen Helmut Schmidt und Fritz Stern im Haus der Kulturen der Welt (John-Foster-Dulles Allee 10, 19.30 Uhr) stattfindet, geht es um das vergangene Jahrhundert. Der Bogen reicht von Bismarck bis Israel, vom Zweiten Weltkrieg bis zum Aufstieg Chinas.

Wer dagegen etwas über die vorwiegend feine Gesellschaft des 19. Jahrhunderts in Amerika und England erfahren möchte, begebe sich am Samstag, dem 27.02., in die Lettrétage (Methfesselstraße 23–25, 19.30 Uhr), wo der Schauspieler Denis Abrahams aus dem wunderbaren Erzählungsband „Benvolio“ von Henry James vorträgt. Der Band enthält fünf frühe Erzählungen, die der Manesse Verlag zum erstem Mal auf Deutsch herausgegeben hat. Irrungen, Wirrungen, glühend pochende Herzen, kalt exekutierte Intrigen und allerfeinste Figurenzeichnungen.

Jetzt noch etwas mit Glamour von heute: Am Sonntag, dem 28. Februar, stellt Christine Gräfin von Brühl im Hotel Savoy (Fasanenstraße 7–10, 17 Uhr, Anmeldung unbedingt erforderlich!) ihren im Gustav Kiepenheuer Verlag erschienenen Roman „Out of Adel“ vor, einen Abgesang auf einen marginalisierten Stand. Berlin ist – tatsächlich – eine reiche Stadt.

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