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Leipziger Buchmesse: Thomas Kapielski erhält den Preis der Literaturhäuser 2010

Er sieht sich selbst nicht in dem Bücherverkaufsgenre "Geschnitten Brot" und erklärt, einen schlichten Lebensstil zu führen. Nun wird Thomas Kapielski ausgezeichnet - und darf dafür eine Lesereise durch alle der im Netzwerk der Literaturhäuser verbundenen Häuser in Angriff nehmen.

Wenn von dem Schriftsteller Thomas Kapielski die Rede ist, gehört es inzwischen zum guten Ton (oder zum schlechten, je nach Hörweise), auf seine Bierpassion hinzuweisen. Das macht natürlich auch der Leiter des Literaturhauses Hamburg, Rainer Moritz an diesem Morgen in der Glashalle, als er Kapielski auf dem Blauen Sofa den Preis der Literaturhäuser 2010 verleiht. "Engagierten Biertrinker" nennt Moritz den Schriftsteller, und eine Bier-Sentenz von Kapielski bringt er zudem in seiner Laudatio unter: "Ein Tag ohne Bier ist wie ein Tag ohne Wein", eine der weniger gelungenen Art im übrigen. Kapielski bleibt ungerührt und witzelt, dass ihm nun eine "Magical Misery Tour" bevorstehe, da er für den Erhalt des Preises eine Lesereise durch alle der im Netzwerk der Literaturhäuser verbundenen Häuser absolvieren muss.

Deshalb kommen für diesen Preis nicht nur Schriftsteller mit einem Werk in Frage, sondern die vor allem auch Performance-Qualitäten besitzen. Kapielski hat beides. Allerdings ist er nicht als Autor bekannt, der in Literaturhäusern zuhause ist oder von denen bislang gar heftigst umworben wurde. Kapielski bevorzugt die entlegenen, betriebsfernen Orte, die Hdk Braunschweig etwa, wo er mal Professur war, die Kneipe "Blauer Affe" am Berliner Hermannplatz (die es leider nicht mehr gibt), wo er Stammgast war, kleine Galerien, Clubs etc.

Nun also Literaturhäuser. Oder das Blaue Sofa in Leipzig, wo er mit Schirmmütze, neuerdings randloser Brille und im braunen Cordanzug sitzt und erklärt, nicht in dem Bücherverkaufsgenre "Geschnitten Brot" zu sein, sondern trotz vier neuer Bücher 2009 ("8 Regalzentimeter!") einen schlichten Lebensstil zu führen. Offensichtlich ist, dass die Moderatorin vom ZDF mit ihrem ersten Gast an diesem Tag wenig anzufangen weiß. Doch selbst das nimmt Kapielski ungerührt hin. Er sagt, dass sein Buch "Ortskunde" pastoral und lyrisch geraten sei, erläutert, dass seine anderes Buch, seine kleine Festordnung "Zeitbehälter" mehr "Spatiografie" als Chronographie sei. Und verspricht vor seiner Lesung: "Ich mach's nie zu lang,". Auf dem Blauen Sofa ist die Zeit sowieso halbstündlich getaktet. Trotzdem schafft es Kapielski mit seiner Art, etwas Sand ins Getriebe zu streuen. So unrund hat ein Tag an dieser Stelle lange nicht begonnen. Ach ja, und dafür benötigte er nicht einmal ein "Helles im Gefräs", also ein Bier.

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