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Leipziger Buchpreis: Meyers Recht

Die Nominierungen für den Leipziger Buchpreis. Clement Meyer erhält in diesem Jahr eine neue Chance auf die Auszeichnung.

Ob Clemens Meyer nach der Preisverleihung rumpoltern wird? Wenn es wieder nicht klappen sollte mit dem Preis der Leipziger Buchmesse? Vor zwei Jahren, als er mit seinem Debütroman „Als wir träumten“ gegen Ilija Trojanows „Weltensammler“ unterlag, war Meyer jedenfalls sichtlich enttäuscht, auch, weil er gern die 15 000 Euro Preisgeld eingesackt hätte. Dieses Jahr, da der Preis zum vierten Mal vergeben wird, hat er eine neue Chance: Die siebenköpfige Jury unter Vorsitz des „Zeit“-Literaturchefs Ulrich Greiner hat Meyers nächste Woche erscheinenden Erzählband „Die Nacht, die Lichter“ auf die Nominiertenliste in der Kategorie Belletristik gesetzt. Meyers Konkurrenten sind Jenny Erpenbecks Zeitroman „Die Heimsuchung“ , Feridun Zaimoglus romantisch-pathetische Liebesgeschichte „Liebesbrand“, Sherko Fatahs aktuelle Auseinandersetzung mit Terror und Gewalt „Das dunkle Schiff“ sowie Ulrich Peltzers Politroman „Teil der Lösung“.

Letzterer, ein Roman aus dem letzten Herbst, bestätigt einen Trend, der sich seit Einführung der zwei Buchmessenpreise abzeichnet: Wer beim Deutschen Buchpreis in Frankfurt nicht einmal nominiert wird, wie das Peltzer widerfahren ist, hat immer noch eine Chance in Leipzig. Und umgekehrt. So dürfte der überraschend nicht nominierte Michael Kumpfmüller, der mit „Nachricht an alle“ einen der stärksten Romane dieses Frühjahrs geschrieben hat, im Herbst auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stehen.

In den anderen Kategorien für den Leipziger Buchpreis bedarf es solcher Ausgleichsmanöver nicht, die ebenfalls mit je 15 000 Euro dotierten Preise für das beste Sachbuch und die beste Übersetzung sind in Leipzig Merkmale. Und da machen bei den Sachbüchern Thomas Karlaufs Stefan-George-Biografie oder Irina Liebmanns Vaterbuch „Wäre es schön? Es wäre schön!“ das Rennen, Bernd Greiners Untersuchung über die USA in Vietnam, Michael Maars Nabokov-Buch „Solus Rexus“ und Jan Philipp Reemtsmas Essay „Vertrauen und Gewalt“ haben nur Außenseiterchancen.

Bei den Übersetzungen ist dagegen alles offen, die sind alle monumental und außerordentlich: Homers „Odyssee“, übersetzt von Kurt Steinmann, Stendhals „Die Kartause von Parma“ von Elisabeth Edl, Erzählungen von Warlam Schalamow von Gabriele Leupold, Richard Fords „Die Lage des Landes“ von Frank Heibert und Joanot Martorells Ritteroman „Tirant Lo Blanc“ von Fritz Vogelsang. Davon gehen vier leer aus, wie vermutlich auch Clemens Meyer. Nach der Preisarithmetik und dem Sieg von Ingo Schulzes Erzählband „Handy“ im vergangenen Jahr ist wieder ein Roman an der Reihe. Da muss der gerade mal 30 Jahre alte Meyer eben einen neuen Roman schreiben und sich dann ganz bremerisch sagen: Dreimal ist Clemens-Meyer-Recht. Gerrit Bartels

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