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Literatur BETRIEB: Die große Verbindung

Als Wolfgang Hörner und Esther Kormann vergangene Woche zum alljährlichen „Anglühen“ der Herbstsaison ins LCB an den Wannsee einluden, war eigentlich alles wie immer: Die Sonne ging blutrot irgendwo hinter dem Wannsee unter, Würste, Steaks und Kartoffelsalat gab es erst nach den Lesungen, und Wolfgang Hörner hielt eine einführende Rede über sein kommendes Verlagsprogramm und die anwesenden Autoren. Anders als sonst aber erfolgte die Einladung nicht im Namen des Eichborn Berlin Verlags, dem Hörner jahrelang vorstand, sondern erstmals im Namen von Galiani, einem neuen Verlag, mit dem er unter das Dach von Kiepenheuer & Witsch geschlüpft ist.

Als Wolfgang Hörner und Esther Kormann vergangene Woche zum alljährlichen „Anglühen“ der Herbstsaison ins LCB an den Wannsee einluden, war eigentlich alles wie immer: Die Sonne ging blutrot irgendwo hinter dem Wannsee unter, Würste, Steaks und Kartoffelsalat gab es erst nach den Lesungen, und Wolfgang Hörner hielt eine einführende Rede über sein kommendes Verlagsprogramm und die anwesenden Autoren. Anders als sonst aber erfolgte die Einladung nicht im Namen des Eichborn Berlin Verlags, dem Hörner jahrelang vorstand, sondern erstmals im Namen von Galiani, einem neuen Verlag, mit dem er unter das Dach von Kiepenheuer & Witsch geschlüpft ist.

Mit KiWi-Verlagschef Helge Malchow hatte Hörner ein paar Wochen vorher schon einmal die neuen Galiani-Verlagsräume am Oranienburger Tor eingeweiht, und da waren neben ein paar Hörner-Mitstreitern auch sehr viele KiWiGäste vertreten, Kritiker, Lektoren und Autoren, so dass man sich mehr auf einer KiWi- als auf einer Galiani-Party wähnte. Dass der Ausklang dieses Fests dann noch in Malchows Berliner Stammbar begangen wurde, der neuen Kölner Szenekneipe „Drei“ hinter der Volksbühne, passte ins Bild.

Im Literarischen Colloquium hieß es nun also „Galiani-only“, und die Ähnlichkeit mit den Eichborn-Grillfesten der vergangenen Jahre war frappierend. Als Hörner aber seine Rede hielt und als allererstes wieder ein typisches Hörner-Buch vorstellte, Georg Brunolds Reportagen und Augenzeugenberichte „Nichts als die Welt“, fiel doch auf, was für eine genauso interessante wie ungewöhnliche, auf den ersten Blick aber alles andere als naheliegende Verbindung die Kombination Galiani-KiWi ist, also die Verlegerkombination Hörner-Malchow.

Hier ein Büchermacher, der leuchtende Augen bekommt, wenn er von „Tristram Shandy“ erzählt, der am liebsten Bücher über Bücher macht, wie Detlev Opitz’ „Der Büchermörder“ oder Germar Grimsons „Hinter Büchern“, der zuletzt bei Eichborn Berlin noch ein Tausendseitenmonstrum des Schweizer Fotografen und Autors Daniel Schwartz verlegt hat, „Schnee in Samarkand. Ein Reisebericht aus dreitausend Jahren“. Und der neben Brunold im ersten Galiani-Programm auch noch den Namensgeber mit einem Buch bekannter zu machen versucht und eine Biografie der Bibel vorlegt. Ein weirdo also, leicht verschroben, genauso belesen wie besessen, ein Literaturfundi, der Pop und Glamour für das Unwichtigste der Welt hält.

Und dort ein Verleger, in dessen Verlag Pop und Literatur schönste Verbindungen eingehen, ohne dass die Literatur zu kurz kommt. Und der nichts Verwerfliches daran findet, mit Helge Schneider, Alice Schwarzer, Manuel Andrack oder Jörg Pilawa Geld zu verdienen oder auch ein bisschen Kölner Lokalpatriotismus zur Schau zu stellen. Als Literaturrealo könnte man Malchow bezeichnen – eine schmucke Saul-Bellow-Neuausgabe liegt ihm genauso am Herzen, wie er weiß, dass man auch ein paar Schnelldreher im Programm haben muss.

Aber, und da wird diese Verbindung wieder logisch, es ist nicht nur der Kontrast, der ihr zu Erfolg verhelfen könnte: Auch Wolfgang Hörner ist sich immer bewusst gewesen, dass Bücher verkauft werden müssen, dass in jedem Verlagsprogramm Bücher vorkommen müssen, die „ziehen“. Stellvertretend dafür stehen Autoren wie Sven Regener, Karen Duve, Frank Goosen oder Jan Costin Wagner, die gemeinhin eher nicht so abseitige, sondern flugs lesbare Bücher schreiben. Hörner ist ein exzellenter Buchverkäufer, was er nicht zuletzt mit den sogenannten schwierigen Büchern bewiesen hat: „Der größte Kick ist für mich der, ein schwieriges Buch auch anständig zu verkaufen“, lautet sein Credo.

Dagegen hat Helge Malchow sicher nichts einzuwenden, zumal auch er sich etwa für einen wilden Argentinier begeistern kann, den er demnächst verlegt. Oder für eine junge finnische Autorin mit baltischem Hintergrund wie Sofi Oksanen, deren Roman „Puhdistus“ 2010 Spitzentitel bei KiWi sein wird. In weiter Ferne so nah, könnte man sagen – was nicht das Schlechteste für KiWi und Galiani ist.

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