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Literatur: Ehemalige Kollegen verteidigen Erwin Strittmatter

Die Weggenossen des DDR-Autors Erwin Strittmatter halten zu ihm. Strittmatter, der mit Büchern wie "Der Laden" und "Der Wundertäter" bekannt wurde, war nach Recherchen des Autors Werner Liersch im Zweiten Weltkrieg Angehöriger des "SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiments 18".

Kollegen des DDR-Schriftstellers Erwin Strittmatter (1912-1994) reagieren zurückhaltend auf Enthüllungen über dessen angebliche Verwicklungen in NS-Kriegsverbrechen. Autor Erich Loest ("Nikolaikirche") bezeichnete in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" das Schweigen seines Kollegen als rein private Angelegenheit. "Es haben doch so viele nicht alles zugegeben", sagte Loest. Sollte Strittmatter jedoch wie behauptet in dem SS-Gebirgsjäger-Regiment gedient haben, habe er "es verdient", dass dies öffentlich werde. Der langjährige Präsident des Schriftstellerverbands der DDR, Hermann Kant, sagte der "FAZ", er und sein "wunderbarer Freund" Strittmacher würden mit den "Vermutungen" des Literaturwissenschaftlers Werner Liersch "schon fertig".

Liersch hatte dem Schriftsteller am Wochenende in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vorgeworfen, die Militärbiografie während des Zweiten Weltkriegs verschwiegen zu haben. So sei Strittmatter 1941 nicht wie behauptet zur Schutzpolizei, sondern zur der SS unterstellten Ordnungspolizei einberufen worden. Zwar sei nicht bekannt, ob Strittmatter in ein Massaker seines Bataillons in Slowenien und Griechenland verstrickt war, schrieb Liersch weiter. "Aber er besaß Kenntnisse dieses Krieges von einem ungewöhnlichen Radius", so der einstige Chefredakteur der Zeitschrift "Neue deutsche Literatur" ("ndl").

Die Witwe und Kollegin des Autors, Eva Strittmatter, griff in der "FAZ" ihren einstigen "ndl"-Kollegen Liersch an. Am meisten verwundere sie an dem Beitrag, dass Liersch sie mit seinen Enthüllungen dermaßen überfalle, sagte sie. Von der exponierten Rolle des Regiments ihres Manns habe sie keine Kenntnis besessen. Strittmatters Biograf Günther Drommel betonte dem Bericht zufolge, es sei die Privatsache des Autors, ob er sein gesamtes Leben literarisch verarbeite. Vielleicht habe die SED auch "ihrem Autor Strittmatter verboten", über seine Erlebnisse zu schreiben, zitierte die Zeitung Drommel. (kj/ddp)

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