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Literatur: Sag Honigbiene zu mir

Thommie Bayer sammelt Pointen

Wie geht man damit um, plötzlich 6,2 Millionen Euro auf dem Konto zu haben? So ergeht es Robert Allmann, dem Ich-Erzähler von Thommie Bayers Roman „Eine kurze Geschichte vom Glück“, einem Buch, das es immerhin auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hatte. Antwort, ganz klar: Man kauft einen iPod für sich und einen für die Freundin, ein neues Auto noch dazu, gibt ihm sogar einen Kosenamen, und als die Freundin, ohne von dem Gewinn zu wissen, plötzlich mit einem anderen davonläuft, fährt man nach Italien. Das ist, zugegeben, ein wenig verkürzt dargestellt, aber insgesamt doch zutreffend. Und wenig spektakulär, gemessen an der Riesensumme.

Wo verläuft die Grenze zwischen Trivial- und Unterhaltungsroman? Ganz genau hier, ist man versucht zu antworten. Denn was die kreuzblöden Bücher eines Tommy Jaud und Thommie Bayers Roman zumindest phasenweise gemein haben, ist Folgendes: Es mag geschehen, was will (der Vater stirbt, ein Trupp von Schlägern rückt dem Helden auf die Pelle) – alles wird erzählt in einem aufgekratzten Tonfall der heiteren Kleinpointenhascherei. Doch es wäre ungerecht, Bayer in die Radauhumor-Ecke zu stellen. Er nervt nicht durchgehend und tut auch nicht weh und gibt seinem mittelmäßigen Helden ein Mindestmaß an Reflexionsfähigkeit und Melancholieanfälligkeit mit. „Eine kurze Geschichte vom Glück“ ist auch der Roman einer verlorenen Liebe, von deren Beginn in Rückblenden erzählt wird. Man fragt sich zwar, wie und warum man sich ausgerechnet in eine solche Frau verlieben kann, die Allmann ihren „Daggl“ nennt und sich von ihrem späteren Geliebten mit „Honigbiene“ anreden lässt – aber darum geht es ja auch nicht.

Bayers Darstellung des reichen, aber einsamen Durchschnitts-Allmanns jedenfalls hat seine rührenden Momente. Der Mensch, mit dem er das Glück hätte teilen wollen, hat sich aus dem Staub gemacht, also beschließt Allmann zunächst die Anschaffung einer Katze, „und wenn es die eigensinnigste und arroganteste Katze der Welt ist“. Auch das ist Geschmackssache. Aber es ist zumindest der Beginn eines neuen Lebens.

Thommie Bayer: Eine kurze Geschichte vom Glück. Roman. Piper Verlag, München 2007. 215 Seiten, 16,90 €.

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