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SCHREIB Waren: Digital wird besser

Gerrit Bartels spaziert durch Berlin und fährt Taxi in Hamburg

Wer glaubt, Lesen sei eine ausschließlich analoge Beschäftigung und Literatur werde ausschließlich analog produziert, kann nichts anderes sein als ein alter Zausel (der vermutlich auch weiterhin Vinylplatten und CDs beim Plattenhändler seines Vertrauens kauft). Aber selbst die Literatur geht mit der Zeit und gern auch mal ins Netz – und da macht es gar nichts und ist im Gegenteil manchmal sogar produktivitäts- und kreativitätsfördernd, wenn, wie etwa im Fall von Rainald Goetz, am Ende ganz monomedial doch wieder ein Buch herauskommt. Nach den „Literatouren“, die Berliner Schriftsteller exklusiv für das Literaturportal www. literaturport.de zuletzt unternommen haben, gibt es jetzt ein weiteres Online-Kulturprojekt, das Berliner Orte vorstellt und Spaziergänge in Text, Bild und Ton unternimmt. Landvermesser.tv heißt es, und dafür sind Berliner Schriftsteller gewissermaßen durch ihre Bücher spaziert und stellen nun reale Orte vor, die in den Büchern eine Rolle spielen. Ulrich Peltzer etwa ist auf einer Aussichtsplattform am Potsdamer Platz zu sehen, wo sein Roman „Teil der Lösung“ beginnt; Katrin Röggla läuft durchs Kreuzberger Engelbecken, wo eine Episode ihres Erzählbandes „Irres Wetter“ spielt; und Marc Buhl zeigt uns Häuser und Straßen in Prenzlauer Berg, in denen Protagonisten seines Romans „375“ wohnen und agieren. Gefeiert, umjubelt und eröffnet wird dieses Projekt ganz analog im Ballhaus Ost (Fr 18.7., 20 Uhr) mit einer Party sowie moderierten Lesungen von Marc Buhl, Tanja Langer und Ulrich Peltzer.

Ebenfalls eine Erweiterung von Literatur, aber eine ganz und gar undigitale, ist die Reihe Literatessen im Ratskeller Reinickendorf. Ob Essen und Literatur eine gute Kombination sind, sei einmal dahingestellt. Fakt ist, dass viele Menschen beim Essen lesen – meistens Zeitung, manchmal Bücher, zunehmend vor dem Computer. Im Ratskeller plaudern bekannte Autoren und Autorinnen bei einem Diner mit ihrem Publikum und lesen dabei auch aus ihren Büchern vor. Dieses Mal (So 20. 7., 18 Uhr) ist es Katja Lange-Müller, die ihren Roman „Böse Schafe“ mitbringt und vermutlich Passagen liest, die sich ums Essen oder die Vorbereitung von Essen drehen.

Ums Taxifahren und wie eine Taxifahrerin im Hamburg der achtziger Jahre die Welt und ihre Fahrgäste sieht, geht es in Karen Duves Roman „Taxi“. Duve liest im Literaturform im Brechthaus (Mi 16.7., 20 Uhr) und ist anschließend mit ihrem Lektor und Verleger Wolfgang Hörner im Gespräch zu erleben. Taxifahrten mit Karen Duve oder Lesungen in Hamburger Taxis sind übrigens noch nicht geplant.

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