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Kultur: Mein Herz so grau

FOTOGRAFIE

Mit dem „Hannah-Höch-Preis" würdigt das Land Berlin alljährlich ein besonderes künstlerisches Lebenswerk. Ursula Arnold , deren Fotografien 2002 ausgezeichnet werden, ist lange einem größeren Publikum unbekannt geblieben, da ihre Arbeiten zu DDR-Zeiten nicht öffentlich gezeigt wurden. Sie galten als trostlos, passten nicht zur staatlichen Propaganda. Wie die 1956 entstandene Fotografie einer greisen Zeitungsverkäuferin in Leipzig, die gebückt die Treppen einer Strassenunterführung emporklimmt. Oder die Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Menschen in der Berliner S-Bahn auf ihrem Weg zur Arbeit von 1965/66. Fast vier Jahrzehnte umfassen ihre Städtebilder aus dem DDR-Alltag. Und das obwohl Ursula Arnold, 1929 in Gera geboren, ihren Beruf als Bildjournalistin bereits nach 18 Monaten wieder aufgegeben hatte, da niemand ihre Fotografien kaufen wollte. So arbeitete sie von 1957 bis 1986 als Kamerafrau beim Deutschen Fernsehfunk, um für den Lebensunterhalt ihrer Familie zu sorgen. Nebenbei aber entstanden ihre Schnappschüsse auf den Bürgersteigen Ostberlins, als „persönliche und fotografische Notizen" bezeichnet sie die Künstlerin. Der Neue Berliner Kunstverein zeigt nun Fotografien von Ursula Arnold aus den Jahren 1954 bis 1990 (bis 15.12., Di bis Fr 12-18 Uhr, Sa und So 12-16 Uhr, Katalog 15 €). Mit diesen schwarz-weißen Momentaufnahmen aus der untergegangen DDR, die mal melancholisch, mal nostalgisch wirken, hat Arnold den kleinen, oft verborgenen Gesten aufgespürt. Stefanie Müller-Frank

Stefanie Müller-Frank

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